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Eine Geschichte vom "Chinesischen Lourdes"



In die Provinz Hebei kam ich während der ersten Oktoberwoche, als das ganze Land den Jahrestag von Mao Zedongs Sieg im Jahre 1949 feierte. Man nennt dies hier die Oktoberrevolution. Ich bekam hier viele Eindrücke, fast mehr als in den drei Monaten, die ich in Peking verbrachte.

Ich las viele Büchlein über die älteste Diözese Hebei: Xian Xian (zuerst Xi Li). Ich schaute auf Regionalstädte der Can Zhou Präfektur. Ich besuchte und betete in etwa 7 Ortskirchen, sogar in der Xian Xian Kathedrale. Ich erhielt ein Interview vom Ortsbischof Joseph Li.

Ich probierte lokale Nahrungsmittel, z. B. Insektenmaden und einige andere kleine "Flugobjekte", den Schmetterlingen vergleichbar. Ich versuchte auch zum ersten Mal in meinem Leben eine Art von Garnelen mit größeren Körpern und kürzeren Beinen. Ich kenne immer noch nicht den Namen dieser Speise.

Ich erfuhr, dass das beliebteste Essen in Hebei Eselsfleisch ist, aber ich probierte es nicht.

Der Verkehr hier ist außer Kontrolle, die Leute hier fahren wie sie wollen, ohne Rücksicht auf Verkehrsregeln, vielleicht, weil wegen der wöchentlichen Feste viele von ihnen betrunken sind. Die Sorte von chinesischen Fahrzeugen, die ich nie vorher gesehen hatte, gefiel mir sehr: eine Mischung aus Auto und Motorrad auf drei Rädern. Die Fahrspuren sind auch von dieser Art.

Ich freundete mich mit kleinen Kindern an, insbesondere der Familie von Herrn Zhan Bo Hun, welcher der örtliche Kaufmann und Neffe meines Doktors ist. Ich hielt mich 5 Tage lang bei ihm und seiner Familie auf.

Ich erfuhr, dass es in Ho Jiang einen Familien-Clan von reichen Katholiken gibt, die ihr Geld in Russland machen und es zum Teil für kirchliche Projekte der Diözese spenden.

Dies ist vermutlich der Grund, warum der Bischof so freundlich zu mir war und mir sogar 2 Englischlehrer, Joseph und Peter, aus seinem Höheren Seminar in Xian Xian als Begleiter und Dolmetscher gab; jeder von ihnen half mir zwei Tage lang. Andererseits war ich sehr überrascht, dass der Ortspriester Zhao, der so reiche und freundliche Gemeindemitglieder hat, kein Auto besitzt und kein Geld hat, um eine neue Kirche zu bauen. Er betet im zweiten Stock der alten Jesuitenschule. Stets von Angst erfüllt, es würden eines Tages zu viele Beter kommen und der alte Fußboden könnte hinunter brechen.

1. Ho Jiang

Gemäß alter schriftlicher Urkunden kamen nach Hebei Christen dank nestorianischer Priester aus Persien im 7. Jahrhundert. Zu der Zeit waren viele europäische Völker noch nicht getauft.

Die Tradition der Nestorianer verschwand teilweise unter dem Druck anderer Ortsreligionen, wurde aber leicht wiederhergestellt dank der Franziskanermissionare im 14. Jahrhundert. Einer der Bischöfe lebte in Ho Jiang. Jene Mission wurde auch von irgendeinem Kaiser beendet, aber im 16. Jahrhundert kam eine sehr große Zahl sehr guter Missionare des Jesuitenordens wie Matteo Ricci [1552-1610; war ab 1582 in S-China tätig, leitete ab 1597 die jesuit. Mission in China u. vermittelte die christl. Botsch. unter Einbeziehung tradit. chines. Anschauungen, Riten u. Wertvorstellungen; s. Ritenstreit!; Anm. d. Übers.]. Matteo Ricci verbrachte auch einige Zeit hier in der Stadt Ho Jiang.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte Ho Jiang 9000 Katholiken und ihre Zahl war im Wachsen.

Tatsächlich sah ich im Sonntagsgottesdienst nur 300 Menschen, aber der Grund, warum die Gemeinde so klein ist, liegt darin begründet, dass sie keinen ordentlichen Platz zum Beten haben.

Ihre Kirche wurde vor 100 Jahren während des Boxeraufstands zerstört, welche eine gegen den Westen gerichtete Bewegung war und in welcher Zeit viele Gebäude zerstört und Menschen getötet wurden. Das gleiche geschah in den Jahren der so genannten Kulturrevolution 1966-1976. In japanischer Zeit kam das Niedere Seminar von Xian Xian nach Ho Jiang und einige Studenten und Priester wurden getötet.

Als ich meinen Dolmetscher fragte, warum der Pfarrer so arm sei und keine neue Kirche bauen könne, sagte man mir, Bischof Joseph zahle allen seinen Priestern das gleiche Gehalt. Alle Gaben von reichen und armen Pfarreien müssten an sein Büro kommen, und er entschiede, welches Gehalt für seine Priester angemessen sei. Den ganzen Rest verwende er für Projekte der Diözese.

2. Xi Tsun

Am 1. Oktober erhielt ich die einzigartige Gelegenheit, mit den Menschen zu sprechen und sogar eine Predigt zu halten. Der Gemeindepfarrer Zhao bot mir an, zweimal zu predigen: am Morgen im Dorf Xi Tsun und am Abend in der Stadt Ho Jiang. Ich war glücklich, weil das der Tag der Hl. Theresia und das Evangelium sehr passend war: über Großzügigkeit. Ich führte aus, dass die Familie Martin ziemlich wohlhabend, aber sehr freigiebig gegenüber den Menschen und der Kirche war, indem sie all ihre vier Kinder in ihren Dienst stellte.

Nach der ersten Gottesdienstfeier sprach ich mit einigen Menschen im Garten. Etwa 40 Katholiken waren zur sehr kleinen Kirche gekommen. Man sagte mir, es gäbe da 100 Katholiken, aber in diesen Tagen müssten viele von ihnen auf ihren Getreidefeldern arbeiten. Ich wurde eingeladen, sie in ihren Familien zu besuchen. Ihre Gärten sind auch voll Getreide, sogar auf dem Dach wird das Korn zum Trocknen ausgelegt.

Eine Witwe, welche meinen Besuch wünschte, war die Mutter des Ratgebers des Bischofs Li, und eine Nonne, die unglücklicherweise in einem Autounfall starb. Es waren nur 10 Minuten Besuchszeit, aber der Priester war froh und die Dame glücklich.

Auch eine weitere Familie, ziemlich wohlhabend, verbrachte mit mir 10 Minuten, bis der Wagen kam, um mich zum Mittagessen abzuholen. Wir aßen gemeinsam: der Pfarrer, der Fahrer und der Pfarrverwalter, dessen Haus ich als letztes besuchte.

3. Xi Xing Zhuang

Xi Xing Zhuang hat eine Gemeinde und eine Kirche im Stil wie die vorhergehende. Hier kommt auch der Priester gelegentlich einmal im Monat, falls es eine Transportmöglichkeit gibt.

Diesmal wurde er eingeladen von einer großen Familie anlässlich des Todes irgendeines Pfarrangehörigen. Es war der erste Jahrestag. Das Auto kam um 15 Uhr, um uns abzuholen, also dachte ich, die Messe wäre um 16 oder 17 Uhr, aber als erstes kamen wir zusammen, um ein Gedächtnismahl zu halten, was mich doch überraschte. Wieder nahm keine einzige Frau daran teil, obwohl sie die Mehrheit mit etwa 10 Frauen bildeten. Die Männer, 6 oder 7, saßen da und aßen ohne jede Eile.

Beim Mahl gab es keine sonst für die chinesische Kultur typischen Verbeugungen in Richtung auf die Gedenktafel oder das Foto des Verstorbenen. Als wir endeten, kamen alle Frauen und aßen im Stehen aus den gleichen Schüsseln innerhalb weniger Minuten. Sie waren in Eile, weil es Zeit für den Gottesdienst war. Ungefähr 30 Personen kamen um 20 Uhr. Das Gebet war kurz, aber man sang sehr schön. Wie zuvor war ich nach so vielen Erlebnissen müde geworden. Der Priester war zur Krankensalbung in irgendein Haus eines Gemeindemitglieds gegangen, und ich blieb in der Sakristei. Dies war ein sehr ärmlicher Ort ohne Möbel außer einem Tisch und einem alten Eisenbett. Ich legte mich nieder und versuchte, die Augen zu schließen, aber in dem Augenblick merkte ich, dass mich jemand ansah. Es war so was wie eine kleine Schlange an der Wand. Ich stand auf und fragte die Leute, was es sei, aber sie meinten, ich könne unbesorgt sein. Sie seien es gewohnt, mit so etwas zu leben. Eine Schlange ist in ihrer Kultur ein positives Symbol. Vier Tage später, während der letzten Gottesdienstfeier in Ho Jiang sah ich wieder solch eine Schlange am Fenster der Kapelle.

4. Xian Xian

Die Diözese Xian Xian ist in mehrfacher Hinsicht besonders. Zuerst, sie ist die älteste Hebei Diözese. Das heißt für alle 8 Hebei Diözesen ist Xian Xian die "Mutterdiözese". Die kommunistischen Machthaber entschieden, dass jede Präfektur in Hebei ein Diözesanzentrum haben soll, aber Xian Xian ist nur eine Ausnahme. Die Hauptstadt der Präfektur ist in Can Zhou, aber der Bischofssitz ist in der Kapitale des kleinen Bezirks Xian Xian.

Eine weitere Bedeutung der besonderen Stellung dieser Diözese verdankt diese Diözese der guten Arbeit der Jesuiten hier in der Vergangenheit. Der bekannteste weltweit ist Teilhard de Chardin, Philosoph, Paläontologe und Anthropologe, der den so genannten "Pekingmenschen" vor 80 Jahren mit entdeckte. Dies war eine große Sensation in der wissenschaftlichen Welt. Er schuf einige Schulen und Museen insbesondere in der Stadt Tianjin (Tientsin).

Xian Xian ist wegen seiner großen Anzahl von Berufungen bekannt. Sie haben 100 Priester, die an 200 Kirchen arbeiten; sie haben auch etwa 100 Seminaristen. 70 von ihnen studieren im Niederen, und ungefähr 40 im Höheren Seminar. Einige der Graduierten gehen zu verschiedenen Diözesen in China, sogar nach Taiwan oder die Philippinen. Auch das gleiche Bild bei den Nonnen. In jener Diözese arbeiteten Schwestern aus Frankreich, Kanada und Ungarn. Diese Tradition trug dazu bei, neue chinesische Kongregationen zu gründen. Dies war sehr wichtig, denn andere Kongregationen ausländischen Ursprungs erhielten keine Erlaubnis, in China zu arbeiten, selbst wenn die Mitglieder aus China kommen wie bei den Jesuiten. Diese neue Schwesternkongregation hat etwa 300 Schwestern, die meist in Dorfkrankenhäusern arbeiten oder sich um alte Menschen kümmern. Im täglichen Leben tragen sie keine Nonnentracht, sondern kleiden sich nur in Schwarz.

Im Gebiet der Diözese, unweit der Siedlung Xi Li im Bezirk Ho Jiang ist das in ganz China bekannte Lurd Zhuang. Das Dorf Lourdes.

Diese Diözese hat keinen Bedarf an Missionsleuten; hier war vor dem 2. Weltkrieg die Bewegung "Propaganda Fidei". Diese Bewegung bereitete Missionsleute für das Ausland vor.

Es gibt noch heute einige Bischöfe auf Taiwan oder den Philippinen, die in der Diözese Xian Xian geboren wurden. Sie helfen ihrer Heimatdiözese immer noch, indem sie Geld schicken für soziale Projekte in ihren Heimatdörfern.

Viele Offizielle glauben tief im Herzen noch immer an Gott, und so wie es im kommunistischen Polen war, stören sie nicht die kirchlichen Aktivitäten, sondern helfen sogar, aber nicht offiziell.

Es gab ein schönes Beispiel dafür, als wir die Zahlstation passierten, die es überall auf den chinesischen Autobahnen gibt. Jeder muss da bezahlen um zu passieren. Mein freundlicher Priester erschien nur am Fenster des Angestellten, zeigte ihm lächelnd seinen römischen Kragen und, als er sich als der Ortsgeistliche vorgestellt hatte, wurde er kostenlos durchgewinkt.

5. Boxer-Aufstand

Man erzählte mir, dass die "Boxer-Bewegung" in China ein etwas seltsamer Aufstand war. Die Leute hatten keine Gewehre und versuchten mit den Händen gegen Europäer zu kämpfen, die in der Tat einige koloniale Tätigkeiten in China ausführten. Als Ergebnis wurden viele Missionare und frisch zum Christentum übergetretene chinesische Dorfbewohner getötet oder verletzt. Viele verloren ihre Häuser; eine stattliche Anzahl Kirchen wurden zerstört. Im Dorf Fangeda fanden zwei französische Jesuiten, gebürtig aus Lourdes, einen Platz in ihrer Pfarrei, der etwa so aussah wie in ihrer Pyrenäenstadt. Sie stellten eine Muttergottesstatue auf und spazierten oft dorthin, um ihr Heimweh abzutöten. Irgendwann begannen Gemeindemitglieder, Fragen über die Hl. Maria zu stellen und sie begannen langsam, sie zu verehren. Es entstand eine tiefe Legende, weil während des Boxeraufstandes viele hierher in die Einöde kamen, um Maria um Errettung anzuflehen. Es gibt starke Anhaltspunkte, dass etwa 2000 Katholiken und einige Priester am Leben blieben, nur weil sie hierher kamen und beteten. Jesuiten kauften ihnen 7000 Hektar Land und so entstand aus einer leeren Einöde das neue Dorf namens Lurd Zhuang.

Langsam wuchs der Ruhm dieses Ortes in der Diözese und im ganzen Land, so dass sogar heutzutage im Monat Mai einige 10.000 Menschen als Pilger diesen Ort aufsuchen.

6. "Lading Misa"

Nachdem ich in Ho Jiang gewesen war, kam ich mit meinem Arzt in sein heimatliches Fangeda in der Nähe von Lurd Zhuang. Ich habe niemals erwartet, dass der Besuch in der tiefen chinesischen Provinz so aufregend sein kann. Zweimal, am Freitagabend und Samstagnacht, feierte ich eine lateinische Messe mit der Gemeinde. Der Gemeindepfarrer hatte andere Gemeinden zu versorgen, besonders Lurd und die Krankenkapelle der Lurd Klinik, also nutzte er die Chance und ging dorthin. Ich bekam ein altes Gebetbuch von 1922 mit sehr stark abgenutzten gelben Seiten. Mit dem Ritus von Vaticanum I hatte ich zunächst gewisse Schwierigkeiten, aber bald stellte ich fest, dass es zum heutigen Messbuch keine großen Unterschiede gibt. Den ganzen Tag studierte ich den Text und schließlich um 19:30 Uhr begann ich mit Händeschütteln. Die Kirche war mit etwa 1000 Sitzplätzen riesig, sie hatte die gleiche Größe wie die Kathedrale von Xian Xian und ist zweimal so groß wie jede Kirche in Peking. Die Kirche wurde in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut, ist völlig neu, hatte aber auch einen alten Altar zum Gebet im Angesicht Gottes mit dem Rücken zu den Gläubigen und 6 große Altarkerzen. Ich erinnere mich daran aus meiner Kindheit. Zum Anzünden der Altarkerzen benutzte der Mesner einen ganz besonderen Stock. Ich war so sehr beeindruckt, dass Erinnerungen an meine erste Messfeier wach wurden, in meinem Heimatdorf vor 15 Jahren. Es waren etwa 300 Menschen anwesend wie an einem normalen Tag, niemand hatte sie informiert, dass da ein Ausländer käme, um mit ihnen die Messe auf Lateinisch zu feiern, aber die Gläubigen antworteten sehr schön. Sie sangen sogar Sanctus und Anus Dei, wobei sie "Anus" nicht "Agnus" sagten, weil sie, wie ich feststellte, von französischen Missionaren ausgebildet worden sind und damit ihren Akzent übernommen haben. Nach dem Gottesdienst kam eine Gruppe Frauen auf mich zu und bat mich um meinen persönlichen Segen. Ich merkte, dass sie sich durch meinen Bart an die alten Pioniere jener Mission erinnert fühlten und ich empfing unerwarteterweise ihre Dankbarkeit und ihre Liebe. Es war der Tag der Muttergottes vom Rosenkranz. Der Mond war voll und wunderschön. Ich kehrte zum Haus meines Doktors zurück und war sehr glücklich und fühlte mich wie ein neugeborenes Baby. Ich betete zu Gott, er möge mir meine Gesundheit wieder geben oder mir erlauben in China zu sterben, und ich fühlte, dass dieser in Lurd Zhuang geborene Doktor das Wunder der Muttergottes an mir vollbracht hatte. Ich erhielt die Kraft und den Sinn des Lebens wieder zurück.

7. Prüfungen in Latein

Ich möchte nochmals sagen, dass in Peking Latein in den Kirchen noch populär ist. Die ältere Generation von Priestern kann diese Sprache als einzige Fremdsprache sprechen. Dies fiel mir auf, als ich den 90-jährigen Vater Feng in Xian Xian kennen lernte. Die einzige Frage, die er mir stellte, war, ob wir im Seminar noch Latein lernten. Ich antwortete ihm, das täten wir selbstverständlich noch. Er war richtig glücklich, und als wir uns gegenseitig verabschiedeten, war sein letzter Gruß: "OREMUS INVICEM" (beten wir für einander).

8. Die Lourdesgrotte

In Lurd Zhuang war ich zweimal. Das erste Mal ging ich dorthin, um die Gräber der Verwandten des Doktors zu segnen. Auf dem Rückweg besuchten wir die Kirche und die Grotte in Lurd. Der zweite Besuch war ein Spaziergang zur Dorfklinik, die unter der Fürsorge der Schwestern von Xian Xian steht.

Die Kirche hat etwa 500 Sitzplätze, ist sehr einfach "handgearbeitet" ohne jeden besonderen Schmuck, die größte Beachtung erregt der große Garten drum herum mit der "handgemachten Grotte" und den 14 Statuen der Apostel und den Patronen der Mission. Alle Standbilder sind 3 Meter hoch und sind weiß. Außer den Aposteln sind da: Die "kleine" Hl. Theresia (v. Lisieux od. vom Kinde Jesu), der Hl. Franz Xaver, der Hl. Ignatius v. Loyola und Matteo Ricci.

9. Die Klinik von Lourdes

Die Schwestern erwarteten keinen Besucher, daher waren sie etwas schüchtern. Aber tatsächlich verlief der ganze Besuch in der Art wie in Da Lu Dao. Schwestern sind Personen mit Ausstrahlung. Wie bei den Aposteln sind 12 Nonnen hier und etwa 100 ältere Menschen. Eine Kapelle mit 100 Sitzplätzen und ein ärmlicher Raum für die Kranken, ein großer Garten mit Gemüse und Apfelbäumen. Ich ermüdete von dem glücklichen Besuch eines solchen Ortes. Eine der kranken Frauen, erblindet, wünschte nicht, dass ich meine Hände entgegenstreckte, als sie von den Schwestern erfuhr, ich sei ein Priester. Ich betete innig für ihre Gesundheit; es war schwer zurückzugehen. Auf dem Rückweg suchten wir auch einen armen Dorfbewohner auf, einen Verwandten des Doktors. Das selbsterbaute Haus war ein enger Korridor und eine kleine Küche mit einem großen Bett. Ich war so überrascht von der Armut hier. Erst hatte ich ein Problem damit, hier einzutreten und zu bleiben; alles stank und das Kleinkind, das mich berühren wollte, war schmutzig und stank auch. Es kostete eine wirkliche Überwindung, aber als ich eine Stunde dort saß, erfuhr ich eine warme Gastfreundschaft jener Menschen, und selbst mit dem einjährigen Baby sprach ich all die polnischen Kinderverse, die ich von Klein auf kannte, und stellte fest, es verstand mich ohne Übersetzung.

Epilog

Ich machte einen Fehler, als ich dachte, alle Häuser in China seien so reinlich wie in Peking; ich erwartete das gleiche von den Autos und den Bussen. Ich gewann ein völlig anderes Bild. Die Menschen verhielten sich auf sehr unkultivierte Weise, aber wegen des Respekts gegenüber der Kirche und den Priestern war ich hier ziemlich glücklicher als in der vollzivilisierten Landeshauptstadt. Meiner Meinung nach ist das chinesische Herz wärmer und heiliger in der Provinz als im Zentrum. In der Tat habe ich das gleiche in Russland und der Ukraine festgestellt. Diese Tage der Abwesenheit von Peking waren sehr nützlich für meine Erkenntnisse wie auch für meine Gesundung.



Fr. Jaroslaw Wisniewski - Ho Jiang - Xian Xian - Fangeda - 23. Okt. 2006

(Dt. Übers. Leo Nürnberger, 20.11.06)