CHINA SEHEN UND .... STERBEN!
In nomine Domini!
Am 4. Juli 2003 passierte ich die polnisch-ukrainische Grenze ... 3 Jahre verbrachte ich in der Ostukraine, ohne auch nur an einem einzigen Tag meine "Donbass-Pfarreien" zu verlassen. Ja, ich unternahm drei Reisen nach Kiew, 3 nach Charkow und vielleicht 5 nach Zaporozhye (Hauptstadt des Staates und der Diözese, in welcher ich Dienst tue). Für solch einen Zigeuner wie mich eine große Mühe. In jener ganzen Zeit dachte ich immer an die Worte der "kleinen" hl. Theresia (von Lisieux): "Es wird wundervoll sein, eines Tages auf die weit entfernte Insel zu gehen um zu missionieren."
Ihr Traum wurde zum Teil wahr in meinen vorausgegangenen Tätigkeiten in Rußland und im meinem gegenwärtigen Leben durch den Aufenthalt in Beijing (Peking).
Er war als Urlaub geplant, aber selbst so bin ich glücklich, hier zu sein. Meine Krankheit machte mir nichts aus und auch nicht das Risiko, hierher zu kommen ohne die Sicherheit, wer sich um mich kümmern würde im Falle meines Krankenhausaufenthaltes. Vor zwei Jahren hatte ich für eine lange Zeit keine Intentionen auf sogenannte Messestipendien. Ich hatte mein ganz persönliches Ziel, welches ich auf ein kleines Stück Papier schrieb: "Jesus Christus, bitte bringe mich nach China...", eine Notiz, die lange Zeit auf dem Altar lag.
Glücklicherweise bekam ich einen Chinesisch-Lehrer, der mir versprach, bei der Erfüllung meines Traumes behilflich zu sein. Während meines Krankenhausaufenthaltes fand mein Dekan das Stückchen Papier im Tabernakel und auch er versprach, mir zu helfen, damit mein Traum wahr werde.
1. Schwieriger Flug
Der Flug war sehr beschwerlich, weil meine Krankheit mir ständig Schmerzen bereitete, aber in Erinnerung an das Wort der Hl. Theresia (der Patronin der Mission), daß das Herz der Kirche dort sei, wo Kirche leidet, war ich mir sicher, daß durch das Berühren einer solchen Wunde ich wundersame Heilung erfahren könnte.
Meine Beine und der gesamte Körper hatten die Form und das Verhalten eines Elefanten angenommen und störten mich bei der Erkundung der Stadt, aber das Gefühl zu verspüren, hier zu sein, lassen mich einen wirklich glücklichen Menschen sein.
Der Flug dauerte 14 Stunden statt der geplanten 8. Genau in jener Nacht des 9. Juli ereignete sich der heftige Sturm. Ein vergleichbares Wetter war auch in Irkutsk und das Flugzeug tötete ungefähr 200 Menschen, die gerade an Bord gegangen waren. Unser Flugzeug wartete auf Landeerlaubnis in der Luft. Wir verspürten vielleicht achtmal starke Turbulenzen, der Treibstoff ging zu Ende und der Pilot erhielt schließlich Erlaubnis, in Dailan, 700 km entfernt von Beijing, zu landen.
Am Morgen änderte sich das Wetter und wir kamen glücklich und lebend gegen 10 Uhr vormittags in der chinesischen Hauptstadt an. Meine ganze Körperflüssigkeit steckte in meinen Beinen. Man erlaubte mir nicht zu bleiben [wahrsch. meint der Verf. "zu stehen"; d. Übers.], ohne daß ich mich längere Zeit hingelegt hatte. Mein Lehrer, der mich am Flughafen erwartete, schlug mir zuerst vor zu frühstücken, aber als er bemerkte, daß ich mich nicht bewegen konnte, brachte er mich zum kleinen Hotel im Stadtzentrum und bat einen chinesischen Arzt her, der mich 5 Tage lang mit traditioneller Medizin behandelte, indem er Akupunktur anwandte.
Genau danach konnte ich gehen und mich an einen anderen Ort in Süd-Beijing bewegen, den "Regenbogen Garten". Am Anfang gehe ich auf Märkte, besuche dabei kleine Restaurants und beobachte die Menschen ringsum. Zu weit zum Besuch der Kirche.
2. Regenbogen Garten - "Guang Cai Lu"
Es ist die letzte Bushaltestelle der Linie 803. Einmal beschloss ich, den Weg des Busses vom Ausgangs- bis zum Endpunkt zu studieren. Er brauchte zweieinhalb Stunden. Gerade während solch einer Fahrt bemerkte ich zwei katholische und eine protestantische Kirche und war froh, eine große Anzahl von Menschen in ihrer Nähe zu sehen.
Es ist noch eine zu kurze Zeit für ernsthafte Wahrnehmungen über Gewissens- und Glaubensfreiheit. Da wir die katholische Presse lesen, wissen wir über die Schwierigkeiten. Aber es bereitete große Freude, einen Jungen bei mir sitzen und die ganze Fahrtzeit über in der Bibel lesen zu sehen, ohne Hemmungen oder ohne dafür Kritik zu ernten.
In vielen Läden und Bars, sogar im Hotel, sah ich kleine Buddha-Statuen oder von anderen religiösen Heroen. Auch eine große Zahl von so genannten "Muslim Kneipen", in denen man Essen im "arabischen Stil" kaufen kann. Niemand betet hier, aber man kann arabische Zeichen beobachten, "arabische" Schriftzeichen auf der Frontseite, selbst den Halbmond auf dem Dach. Die meisten chinesischen Filme, die 50% aller Filme im Fernsehen ausmachen, lassen sich irgendwie davon inspirieren und zeigen Klöster und Mönche. Ein weiterer großer Anteil handelt vom 2. Weltkrieg. Man kann japanische Truppen sehen, die unbarmherzig arme Chinesen töten. Auch koreanische Filme für die Jugend kann man sehen.
Jesus ist für die Koreaner ein beliebtes Thema. So kann man von Zeit zu Zeit Kirchen in der Landschaft sehen oder Priester beim Einsegnen einer Heirat.
Zeichentrickfilme für Kinder, 80% davon japanischer Produktion, zeigen: Teufel, seltsame Tiere und Geschöpfe mit dem Ruch des Magischen als Echo von Harry Potter.
Nicht viele europäische Filme. Einmal sah ich einen netten Film: "Ein Mann für alle Jahreszeiten", die Geschichte des hl. Thomas Morus, auch einige Hongkong-Filme mit katholischen Kirchen und Menschen, die dort beteten. Von Zeit zu Zeit kann man russische Filme sehen, aber unglücklicherweise ohne religiöse Themen.
3. Tore und Mauern...
Ja, Beijing ist geheimnisvoll und schön, aber wie es stets im Sozialismus war, vieles wirkt künstlich, als daß es auf den Besucher Eindruck macht, anderes ist kunstvoll verborgen.
Jemand sagte: "China bedeutet Tore und Mauern...".
Ja, in Erwartung der Olympischen Spiele zerstören die chinesischen Behörden in großer Eile alle Viertel mit alten Gebäuden, selbst alle Straßen, so genannte "hutongs", so schmal, daß zwei Radfahrer mit Mühe dort verkehren könnten. Meiner Meinung nach wäre es schön, den Hutong-Stil zu bewahren, so wie man es im polnischen Bialystok, dem so genannten "Boyary", gemacht hat.
Unglücklicherweise kann man an der ganzen Länge der Hauptstraßen mit riesigen Plakatwänden sehen, welche die dahinter liegenden zum Abriss bereiten Häuser verbergen.
An deren Stelle kann man 20 bis 30-stöckige neue Häuser sehen mit künstlerisch gestalteten Türmen oder etwas im Stil einer Pagode. Jede Siedlung von 10 solcher Gebäude hat auch einen eigenen Mauereingang und sogar einen Wächter. Dessen Aufgabe ist die Kontrolle der auf das Gelände fahrenden Kraftfahrzeuge. Nur Wohnungseigentümer dürfen herein fahren, es gibt keine Fremden hier. Diese "Soldaten" oder "Polizisten" kann man überall sehen. Gottseidank ohne Gewehre und so jung, daß man lächeln möchte, wenn man sie ohne Angstgefühle sieht. Übrigens, Chinesen verbergen sich gerne hinter Mauern.
Aller chinesischer Hausbesitz ist nach diesem Muster erbaut: ein großes schönes Tor, die Mauer an der Vorderseite und drei kleine Häuser mit einem schönen Garten drum herum mit Schmuck aus Steinen und Blumen. Auf der Vorderseite ein kunstvolles Dach, eine schöne Inschrift mit dem Namen des Eigentümer darunter.
4.Sehr einfaches Leben...
Das Leben in China ist nicht teuer, die Gehälter sind auch nicht hoch. 300 Dollars beträgt das Gehalt eines jungen ausgebildeten Mannes in einer Privatfirma. Eine Wohnung zu bekommen, ist nicht billig. Da gibt es gewisse Beschränkungen bezüglich des Zuzugs vom Dorf in die Hauptstadt. Man kann in Beijing gelegentlich Elendsquartiere inmitten von Garagen sehen. Genauer, Garagen, die von Saisonarbeitern als Unterkünfte benutzt werden, sogar Untergrund-Privatschulen für ihre Kinder; denn ohne Registrierung können sie in regulären Staatsschulen nicht aufgenommen werden.
Busfahrkarten kosten weit weniger als 50 Cents. Taxi 1 Dollar je Kilometer, die sehr beliebte Motor-Rikscha ist dreimal billiger als ein Taxi. Äpfel für 20 Cents das Kilo. Das traditionelle kleine runde Brot mit Kraut oder anderem Gemüse 5 Cents, 25 Päckchen grüner Tee kostet 50 Cents, Salatgurken 10 Cents, 1 Kilogramm gekochter Octopus 1 US$. Ich schreibe Preise von Gegenständen auf, die ich selbst in Dollar kaufe, damit man es sich besser vorstellen und mit den örtlichen Preisen im jeweiligen Land vergleichen kann.
Der Tag beginnt wie in den guten alten Zeiten mit dem öffentlichen Sport. Er endet auf die gleiche Weise. Wenn du denkst, das geschehe auf Druck, dann irrst du dich. Jemand nimmt ein kleines Batterie-Radio und das reicht für eine nette Zahl von Leuten, irgendeinen "Shaolin Tanz" aufzuführen.
Man kann auf der Straße auch auf Gymnastikgeräte stoßen. Überraschenderweise sind meist ältere Menschen an dieser Körperertüchtigung interessiert. Sogar alte Knaben auf Rollschuhen kann man hier ernsthaft üben sehen. Beliebt ist es in Beijing, nur so auf der Straße zu essen. Die erwähnten runden Brötchen mit Gemüse, Sojasuppe; die Leute essen von 6 bis 9 Uhr vormittags.
Beijing erinnert mich manchmal an Russland. Hier wie dort essen die Leute "Pen-Men" [gemeint sind wahrscheinlich die ravioliartigen, gefüllten Teigtaschen, im Russischen Pilimeni genannt; d. Übers.], auch hier wie dort legen die Menschen keinen Wert auf die Sauberkeit der Straßen. Natürlich mache ich meine Beobachtungen in Süd-Beijing. Wenn ich mich im Zentrum aufhalte, werde ich viele Dinge nicht wahrnehmen können.
Fahrräder und Motorräder sind allgegenwärtig. Eine typische Szene: Die Leute reparieren ihr Rad mitten auf der Straße.
Die Hitze ist schrecklich. Man sagte mir, solch eine Hitze gäbe es zum ersten Mal seit 50 Jahren. Die Menschen schlafen vielleicht auf der Straße oder sogar im Schatten des Autos. Eltern kümmert es nicht, wenn das Kind "Pipi" auf die Straße macht, aber selbst Erwachsene tun das gelegentlich auch so. Dem Leuten macht das nichts aus.
Ich war angenehm überrascht, eine geringere Zahl von Rauchern und Trinkern hier festzustellen im Vergleich zu unseren slawischen Ländern Polen, der Ukraine oder Russland. Es ist klar, dass abends viele Jugendliche beginnen, Bier zu trinken, aber dies ist keine so große Tragödie wie in den gerade erwähnten Ländern.
Missionarische Ideen
Indem ich all diese Dinge beschreibe, bedenke ich mit dem Verstand und dem Herzen die Ereignisse von vor 15 Jahren. Der Heilige Vater Johannes Paul II. lud die Jugend aus der ganzen Welt ein. Weil dies sich in Tschenstochau ereignete und Gorbatschow den Menschen erlaubte, problemlos und ohne Einschränkungen zu reisen, nahmen zum ersten Mal viele sowjetische Jugendliche an solch einem Ereignis teil. Genau in jenen Tagen des Jugendtreffens ereignete sich in Moskau ein Putsch. Der Papst betete besonders für sie und bat die anderen Jugendliche, sich um sie zu kümmern.
Am selben Tag töteten Maoisten in Peru zwei junge polnische Franziskaner dafür, daß sie Christen waren und an Jesus Christus glaubten.
China feiert den Jahrestag des Sieges im Krieg gegen Japan am 15. August.
Auch jährt sich Mao Zedongs Tod zum 30. Mal. Zur selben Zeit geschah ein verrücktes Erdbeben. Es beendete die Kulturrevolution.
Viele interessante Geschichten passierten in diesem Land und geschehen immer noch.
Vor 500 Jahren kam der im fernen Spanien geborene Franz Xaver, nachdem er sein Leben damit verbracht hatte, viele missionarische Projekte in Indien und Japan zu verwirklichen und Hunderttausende von Mitgliedern vieler orientalischer Nationen zu taufen, als 40-jähriger Mann zum Sterben...nach China.
Moslems pflegen zu sagen: "Das Beste ist, Mekka zu sehen und zu sterben.." In diesem Sinne dachte ich bei Beginn meiner Reise auch :"Wenn ich China gesehen habe... mag ich sterben", aber nun, langsam bekomme ich neue Inspirationen und Ideen. Ich hoffe, mit der Hilfe Gottes und durch den Beistand guter Menschen meine Gesundheit wieder zu erlangen und hier erfolgreicher zu sein als der Heilige.
F. Jaroslaw Wisniewski
Beijing, 15. August 2006
(Aus dem Englischen übersetzt von Leo Nürnberger,