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Meine Mutter, die KARMELITIN...
Teresa von Polen



Unter der großen Zahl von heiligen Frauen der Kirche gibt es drei Schwestern (eine Spanierin, eine Französin und eine Jüdin...Schwester Edith Stein)... bald wird es eine weitere heilige Teresa aus Indien geben... keine Karmelitin, aber von ähnlicher Liebe und Strenge.... eine weitere Ausnahme, die ich eurer freundlichen Aufmerksamkeit empfehlen möchte, ist paradoxerweise noch am Leben. Bitte vergebt meine seltsamen Worte, aber ich möchte über meine Mutter sprechen und ich werde nicht zögern, sie eine KARMELITIN zu nennen. Karmelitin der polnischen Landschaft.

Der Anlass, solch einen Artikel zu beginnen, war eine fatale Nachricht, die ich aus Polen erhielt. Bei meiner Mutter war ein Leberkrebs festgestellt worden... von einer rasch fortschreitenden Art. Keine Überlebenshoffnung - so die Meinung der Ärzte. Sie verlor das Bewusstsein, nahm viele Drogen (Morphin). Eine Tragödie! Dieser Tage selbst Opfer des russischen Geheimdienstes, warte ich 40 Tage lang in Japan auf eine Entscheidung oder Antwort, warum ich als Missionspriester ausgewiesen worden bin...deshalb habe ich selbst viele Gründe zum Unwohlsein. Dennoch bin ich bereit, sie aufzusuchen. Eine große Entfernung und eine teure Reise...es brauchte Zeit, die Reise zu organisieren und wartend habe ich Zeit, über sie nachzudenken und sie in meinem Herzen zu besuchen!

Ich nannte sie eine Karmelitin. Ich werde euch sagen, warum. Es gibt drei Gründe: Ihre Namenspatronin war die "Kleine" Teresa [Theresia v. Lisieux od. vom Kinde Jesu; frz. Karmelitin; d. Übers.]; sie wurde geboren in der Kleinstadt Lubianki in der Nähe des berühmten Karmeliterheiligtums OBORY bei Torun (Thorn)..... und sie war zur Nonne berufen worden!

Seit meiner Kindheit erinnere ich mich an die große Ikone der Hl. Theresia in dem sehr kleinen Holzhaus meiner Großeltern. Ich erinnere mich an diese tiefen Augen Theresias, die das ganze Haus zu einem kleinen Heiligenschrein verwandelten.

Ich fühlte mich sehr von diesem Platz angezogen... es gab an ihm etwas Geheimnisvolles, auch war meine Großmutter ein bisschen seltsam. Sie war eine Analphabetin, aber sie "hatte eine Kenntnis", sie sprach mit den Seelen...sie sprach nicht nur mit den Heiligenbildern, sondern auch mit den Fotos von längst verstorbenen Verwandten führte sie ernste und tiefe Gespräche...ich glaube, sie war keine Hexe, sondern eine Mystikerin! Meine Mutter hatte Großmutters Begabung geerbt... sie war eine von 6 überlebenden Kindern (drei waren verstorben)... so war es kein großer Verlust, als sie ihren Wunsch kund tat, Karmelitin zu werden. Sie hatte das schon seit langer Zeit vor und war auch um ihre Bildung besorgt. Sie ging täglich 12 km zu Fuß zur Mittelschule und das war vermutlich der Grund für die Erkrankung des rechten Ohres. Die Operation war gefährlich. Mutter verlor als 17-jähriges Mädchen 50% ihrer Hörfähigkeit... auch ihrer fraulichen Schönheit...ihr Gesicht war entstellt, weil bei dem operativen Eingriff irgendwelche Nerven zerstört worden waren (dies geschah in den 50er Jahren). Ihr Traum mit dem Kloster war auch zu Ende. Sie wurde Lehrerin und während 10 Jahren erholte sich ihr Gesicht. Mein Vater war drei Jahre jünger, auch ein gut aussehender Mann und Schnelldichter. Sie heirateten und ein Jahr später wurde ich geboren.

Als ich Priester wurde, erzählte mir meine Mutter, sie habe die ganze Zeit zu Gott gebetet, er möge mich in der Zukunft als seinen Diener annehmen... weil sie nicht in der Lage war, ihm zu dienen. Schade, dass ich das nicht früher wusste...vielleicht wäre meine Wahl der Karmel gewesen...es machte nichts aus, dass sie ihr Geheimnis lange hütete, aber sie konnte ihren Glauben nicht verbergen während der Zeit des Wandels und der Krise in Polen. In schwierigen Momenten schickte sie Briefe nach den USA, wo es eine richtige Nonne, eine Tante, in Linden (New Jersey) gab...selbst wenn die Kommunikation schwierig war...meine Mutter war die einzige von 6 Brüdern und Schwestern, die mit Amerika Kontakte suchte, als es ein Risiko war und sogar verboten. Wir waren 4 Kinder und Vater trank viel, also waren wir tatsächlich 5 Kinder. Nur ihr Glaube entschied darüber, dass die Familie nicht auseinanderbrach, es keine Scheidung gab, auch wenn es dafür viele Rechtfertigungsgründe gegeben hätte. Alle vier Kinder erhielten eine höhere Bildung und selbst als Erwachsene bat man sie um ihre Anwesenheit bei der Erziehung der Enkelkinder. Sie unternahm auch eine Pilgerreise nach Russland um mich zu besuchen und mich zu unterstützen, als ich ganz zu Beginn richtig in Schwierigkeiten war.

Jede Ferien sorgte sie für mich und für 10 oder sogar für 40 Besucher aus meiner Pfarrgemeinde für eine Bleibe. In der Weihnachtszeit und an Ostern sandte sie Hunderte oder Tausende von Briefen an Wohltäter mit der Bitte um Unterstützung meiner missionarischen Aktivitäten. Wahrhaft missionarisch... ihr Silberhaar und viele neue Krankheiten opferte sie Gott auf, da sie niemals private Pläne hatte, nur den Wunsch für Ihn zu leben. Ihren Erstgeborenen opferte sie dreimal: dem Seminar, der Mission in Russland und auch als ich spürte, ich könnte aus Russland hinausgefeuert werden, sagte ich zu ihr: bete, dass ich nach China gehen kann....sie sagte "ja"...ich werde es tun, aber bitte besuche mich irgendwann einmal. Der Augenblick kam, an dem ich es wünschte und muss sie besuchen als Verräter...als jemand, der ihre Liebe nie genügend erwiderte.

Daher, liebe Freunde, bitte akzeptiert solch einen Brief als kleine Ehrung für sie und alle 30.000 polnische Mütter, die ihre Söhne dem Priestertum aufopferten. Indem ich IHRE GESCHICHTE erzähle, würdige ich etwa eine Million weiterer Mütter, die sich in ihren Kindern, Jungen oder Mädchen, ihre eigenen missionarischen Träume erfüllen. Wir wissen ein wenig über Margarete...Mutter des Hl. Don Giovanni Bosco, sehr wohlbekannt ist das heiligmäßige Elternpaar der Teresa Martin, der hl. Theresia v. Lisieux. Wir sprechen viel über die Familie Kolbe usw. Heute beeile ich mich, die noch lebende Person Teresa von Polen, die Karmelitin, zu würdigen!

Bitte seid nicht überrascht. Diese Art Frauen ist eure Beachtung wert.

Noch etwas.

Ich glaube: Wenn man solch einen Text liest, fangen einige von euch an zu beten. Möge Gott ihr ein glückliches Sterben schenken, oder ein Wunder geschehen lassen. Wir haben noch Zeit, an ihrer Seele teilzuhaben.

Danke, Mama, für alles, was Du bist. Für alles, was Du tust.

Vielleicht ist es noch nicht zu spät zu sagen: ICH LIEBE DICH. Bitte warte auf mich... Ich bin auf dem Weg zu Dir.



Fr. Jarek Wisniewski



P.S. Der polnische Originaltext wurde von mir selbst [ins Englische] übersetzt... bitte korrigiert ihn und leitet ihn weiter an freundliche Menschen, die gerne beten, insbesondere Karmeliterinnen.

Eine Woche später, nachdem ich diesen Text geschrieben hatte, war ich in Polen, in Chojnice, bei der Beerdigung meiner Mutter. Sie konnte meine Rückkehr nicht mehr abwarten, aber man sagte mir, dass meine Schwester ihr meinen Brief vorgelesen habe, als sie sogar noch im Koma lag, und ich glaube, dass sie meine letzten Kommentare über ihr Tun gehört und angenommen hat, die ich gemacht habe, als bemühten Versuch, meine Achtung und meine Liebe auszudrücken.



(Dt. Übersetzung: Leo Nürnberger, Dez. 2006)