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Heimat - Teil V: ALMA MATER (1)
"Podlachische Portraits"



Das Seminar in Bialystok hat seine Wurzeln in Vilnius (Wilna). Wir können das nicht vergessen dank Erzbischof Kisiel, der in jeder Ansprache in der lateinischen Messe am Donnerstag für die Seminaristen irgendwelche Kommentare über die Vergangenheit machte.

Viele dieser Ansprachen begannen mit den sakramentalen Worten: "In Vilnius hatten wir die und die Bräuche." Als Seminarist während des 2. Weltkriegs wurde er als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt, aber er entkam erfolgreich im Bahnhof in Warschau. Später wurde er Priester in Bialystok und als er Bischof wurde, setzte er die früheren Bemühungen fort, die litauischen Traditionen im gesamten Gebiet der Diözese zu implantieren.

1984 gedachten wir auf besondere Weise des 400.Todestags des heiligen Kasimir durch die Einweihung eines neuen Seminargebäudes und die Aufführung eines Theaterspiels von Seminaristen als Autoren und Schauspieler zugleich.

Das Seminar hat einen eigenen großen Raum, der nach St. Kasimir benannt ist. Sein lebensgroßes Portrait als Mosaik aus Porzellanbruchstücken ist dort angebracht. Um ihn herum kann man etwa 20 große und kleine Kirchen sehen. Sie alle aus Vilnius, der Stadt, welche Kasimir sehr mochte und in welcher er begraben ist. Die Kirchen sind auf eine besondere Weise mit Sgraffiti geschmückt.

Das Seminar in Vilnius hat eine jesuitische Tradition, entsprechend den Erinnerungen des P. Greczanik aus Trzcianne, der in Vilnius studierte. Man erzählte uns vom Einmarsch der Roten Armee in Vilnius. Seminaristen und Professoren bekamen nur einenTag Zeit, die Stadt zu verlassen. Alle Studenten und Professoren der Stefan Batory Universität gingen nach Torun (Thorn). Die Theologische Fakultät und alle Seminaristen gingen nach Bialystok. Sieben Professoren wurden in kurzer Zeit Bischöfe in vielen Diözesen, so dass es das Gerücht gab, Bialystok sei der Brutkasten für Bischöfe: Bischöfe Klepacz, Swirski, Pawlowski, dies sind einige der Namen, an die ich mich erinnern kann.

Viel anderes Gerede und Gerüchte konnten wir von den eingeborenen "Litauern", unseren Professoren, hören, welche gerade zu Beginn des Krieges studierten. Die meisten von ihnen mussten, um Priester zu werden, all ihre Ferien weitab von ihren heimatlichen Orten, weit weg von ihren Familien verbringen, weil nach Litauen oder Weißrussland zurückzukehren bedeutete, dass sie dann nie mehr zum Seminar zurückkehren würden und nie Priester werden würden. Um unseren ersten Metropolit Jalbrzykowki rankte sich die Legende, dass sein Gepäck die ganzen 10 Jahre lang unausgepackt blieb. Die ganze Generation lebte in der Hoffnung, "Wir werden nach Vilnius zurückkehren."

Die 600-Jahr-Feier der Taufe Litauens feierten wir, indem wir einen eucharistischen Kongress organisierten. Alle Bischöfe des Landes kamen zu diesem Ereignis. Die Seminaristen bereiteten ein Theaterstück über König Mendog vor. Dieses und andere Dinge will ich in einem gesonderten Text erläutern, indem ich die Gesichter der Professoren und Studenten meiner Generation zeige, die in dem Augenblick, als Polen wieder ein freies Land wurde und das litauische Seminar in Bialystok schließlich ein örtliches polnisches Seminar einer örtlichen polnischen Diözese wurde.

Ich begann meine Studien 1985, im zweiten Jahr nach der Eröffnung. Ich beendete sie eine Woche bevor Papst Johannes Paul II. 1991 Bialystok besuchte. Genau während jenes Besuches proklamierte der Papst die Einrichtung von zwei Diözesen in Bialystok und Drohiczyn, außer zwei Apostolischen Administrationen, die an diesen Orten bestanden hatten als Erinnerung an alte polnische Grenzen und alte Bischofssitze in Vilnius und Pinsk. Zu diesen Bistümern hatten Drohiczyn und Bialystok vorher gehört. Das bedeutet, dass ich als letzter Priester in Bialystok nach litauischer Tradition geweiht worden bin.

1. P. Michal Sopocko

Als legendäre Persönlichkeit in der Liste der Professoren in unserem Seminar will ich zuerst P. Michal aufrufen. Er war der geistliche Führer der Hl. Schwester Faustina. Sie wurde 1994 heilig gesprochen, zur Osterzeit. Ihr Heiligsprechungsprozess begann 1988, genau an ihrem 100. Geburtstag.

Unsere Professoren Paprocki und Pankiewicz waren bei der Exhumierungsfeierlichkeit anwesend. Dies war das Thema bei vielen Seminargesprächen. Man sagte mir, unser Seminar habe 20 Preise gewonnen mit dem Thema ihres Lebens und ihrer Schriften.

Einige der Professoren haben auch über sie geschrieben.

Es gibt viele Artikel des Prof. Strzelecki, der ihr Schüler gewesen war.

Der Seminarist Stankiewicz, der von uns "Opa" genannt wurde, half dem alten P. Pankiewicz beim Sammeln und Drucken von Erinnerungen an P. Michal. Gerade vor seinem Tod erschien ein Büchlein über dieses Thema. Ein ähnliches Buch veröffentlichte Prof. Ciereszko, unser Spiritual und Chef des apologetischen wissenschaftlichen Seminars, das vorher unter P. Pankiewicz stand.

P. Pankiewicz erzählte uns über irgendwelche Übungen mit Holzstäben, die P. Michal mit den Seminaristen durchführte zur Stärkung ihrer körperlichen Kräfte.

P. Lewicki setzte unseren Unterricht in der russischen Sprache fort. Das war auch eine Initiative von P. Sopocko.

P. Michal wohnte in der Poleska Straße, wo er Bücher über den Barmherzigen Gott schrieb.

Viele Freunde machten sich lustig über seine theologischen Aktivitäten. Aber heute lacht niemand mehr.

Zwei Geschichten mit einem glücklichen Ende führen wir zurück auf seine wundertätige Fürsprache und sein vermittelndes Gebet.

1988, als gerade sein Seligsprechungsprozess begonnen hatte, ereignete sich in Bialystok ein Unfall beim Transport von 7 chemikalischen Behältern gefüllt mit tödlichem Gas, das man auf Geheiß von Gorbatschow aus Ostdeutschland als Waffe weggeschafft hatte und genau durch Bialystok in Richtung Weißrussland abtransportierte. Der Unfall ereignete sich genau vor Sopockos Haus. Nichts geschah, niemand starb, aber im Falle einer Explosion hätte es ungefähr eine halbe Million Tote im Umkreis von 50 km gegeben, darunter auch ich und alle Seminaristen.

Eine andere Geschichte, die sich im Seminar ereignete, war mehr oder weniger diese: Ein Seminarist unternahm, weil er eine schlechte Note bei den Prüfungen bekommen hatte, einen Selbstmordversuch. Die Ärzte erschienen und stellten seinen Tod fest. Die Seminaristen beteten für seine Gesundung, ohne das Urteil der Ärzte zu kennen. Einige Stunden später, nachdem man ihn in das Leichenschauhaus gelegt hatte, wachte er auf. Die Ärzte konnten sich das Geschehen nicht erklären, aber die Professoren waren sicher, als sie die Nachricht aus dem Krankenhaus erhielten, dass die Gebete der Seminaristen erfolgreich waren durch Fürsprache des P. Michal.

Jener Junge kehrte nicht mehr zum Seminar zurück, aber er blieb am Leben und wird vielleicht dasselbe nicht wieder tun, nachdem er erfahren hat, wie sehr seine Freunde um ihn gebetet hatten.

2. P. Paszkiewicz

P. Paszkiewicz war während vieler Jahre der spirituelle Führer und sogar der Rektor des Seminars. Als er in den Ruhestand ging, lebte er immer noch bei den Seminaristen. Er wurde ein weiterer legendärer Mann. In den letzten Jahren war er, wie ich mich seiner erinnere, sehr schwach und er verlor immer mehr den Zeitsinn. Er weckte die Seminaristen mitten in der Nacht auf und fragte sie, ob es Zeit sei beten zu gehen. Er sammelte "für die Missionen" alle möglichen kleinen lustigen Dinge. Er lud zu sich auf das Zimmer alle Arten von Bettlern und Trinker und gab ihnen kleine Geschenke. Er hielt uns dazu an zu geben, aber nicht zu kontrollieren, wie das Gegebene verwendet werde. Er kritisierte immer Gaben, die das Gewissen beruhigen sollten ["conscience’s gifts"]. Von anderen wurden wir belehrt, dass es schlecht sei, Trinkern Geld zu geben, denn noch im gleichen Augenblick wird er die Gabe verlieren, indem er noch mehr trinkt. P. Paszkiewicz’ Denken war anders. Er war sehr originell und ein Exzentriker.

Er war ein sehr naher Freund des Kardinals Koslowiecki, eines jesuitischen Missionspriesters aus Lusaka. P. Paszkiewicz schlief während seiner Ansprache, aber als er damit endete, machte Paszkiewicz einen lustigen Kommentar auf das, was er in seiner Ansprache über die Afrikaner gesagt hatte, die nie glauben, dass Missionspriester nicht verheiratet seien, sondern einfach glauben, dass deren Familien in Europa seien. So bat P. Paszkiewicz den Kardinal, Grüße an seine Frau und Familie anzunehmen, was sehr komisch war und jeder verstand, dass er in der Tat nicht geschlafen hatte, sondern vielleicht nur müde war.

Manchmal sprach er zu uns aus besonderem Anlass in der Hl. Messe, in der "Urbanitas" (Treffen des "Savoir-vivre") oder einfach im Speisesaal.

Er bekam immer großen Applaus schon bevor er anfing. Es war klar, dass er uns liebte und wir liebten ihn im voraus.

Er brachte immer seinen großen komischen Wecker zu solchen Anlässen mit, um festzustellen, wie lange er redete.

Stets übermittelte er uns Grüße aus Odessa, jedes Mal, wenn er einen Brief aus der Ukraine erhielt. Da war sein Klassenkamerad P. Hoppe, ein alter Salesianerpater, der mit ihm in Briefkontakt stand.

1986 widmeten ihm Seminaristen des 3. Kurses mit meinem Kollegen Zbyszek Recko ein besonderes Theaterstück, das ihn als jungen Priester während des Warschauer Aufstands 1944 zeigte. Er war der Kaplan der jungen Soldaten. Für Polen ist dies eine sehr schöne Geschichte, aber während der Sowjetzeit war es verboten, darüber zu sprechen, oder die Helden dieses kleinen Krieges zu verehren, eines Kampfes, der zusammenbrach, weil Stalin keinen Finger rührte, bis der letzte kleine Kämpfer getötet war. Polnische Jugendliche wünschten Warschau durch eigene Kraft zu befreien, um im neuen befreiten Land einige Privilegien zu haben. Stalin wünschte Polen besetzt zu halten. Noch als Warschau in Ruinen lag und die deutschen Soldaten aus eigenem Entschluss kampflos abgezogen waren, setzten die russischen Truppen den Krieg fort. Ungefähr 200.000 junge Menschen starben.

P. Paszkiewicz war sehr glücklich, als er dieses Schauspiel sah und erkannte, dass seine Seminaristen auch Patrioten sind.

Er starb, als wir in Ferien waren, im Frühling 1988.

Man erzählte, er sei nackt auf dem Boden gelegen und auf seinem Tisch habe die Mitteilung gelegen, dass er für alle Gebetsanliegen gebetet habe, um die ihn die Menschen gebeten hatten.

Er pflegte auf dem Boden zu schlafen wie Franziskus... Unser Bischof teilte den Bürgern von Bialystok mit, dass, "falls sie es wünschten, an der Beerdigung eines Heiligen teilzunehmen, sie nun die Gelegenheit dazu hätten".

3. Unser Gebäude

Gemäß den Machthabern in Bialystok gab es dort keinen Platz für ein offizielles Seminargebäude. Sie stimmten nur einem "Internat" für Seminaristen zu, d. h. einem Platz zum Schlafen, in anderen Worten ein Studentenwohnheim.

Alle diese diplomatischen Schwierigkeiten kamen von der Sowjetischen Botschaft. Sie kannten die Geschichte der Diözese und ihre Verbindungen nach Litauen und Weißrussland. Für sie bedeutete dies eine Grenzrevision.

Deshalb wohnten 40 Jahre lang die Seminaristen in Notunterkünften wie dem St. Josefskloster auf der Slonimska Straße in einem Haus auf der Orzeszkowa Straße, wo jetzt die Schwestern vom Guten Hirten wohnen.

Andere wohnten im Pfarrhaus der Herz-Jesu-Pfarrei, sehr weit weg von St. Adalbert, welches der endgültige Ort des neuen Gebäudes war.

Einer der möglichen Plätze war in Dojlidy auf dem Grundstück der alten griechisch-katholischen Kirche, die 1939 von sowjetischen Truppen zerstört worden war, wobei man den Ortsgeistlichen gefoltert und auf unmenschliche Weise getötet hatte, nachdem man ihm Zunge und Augen herausgeschnitten hatte. 40 Jahre lang war es verboten, diesen Platz zurückzuerhalten und 40 Jahre lang war es aus politischen Gründen nicht erlaubt, ihn für kirchliche Zwecke zu verwenden.

Unser Seminar wurde von P. Krawczenko erbaut.

Sein offizieller Titel war Prokurator des Seminars. Seine Heimatpfarrei war Krypno. Wenn ihm etwas auf die Nerven ging, verwendete er kurze Kommentare wie "otkhoji" (so ist es); hörten wir diese Worte, wussten wir, dass er unglücklich war. War er mit unserer Arbeit unzufrieden, kritisierte er uns, indem er sagte, wir sollten lieber nach Hause gehen als Zeit unter seiner Aufsicht zu vergeuden.

Tatsächlich wusste aber jeder, dass auch er die Seminaristen liebte und er bereit war, uns sein ganzes Herz zu schenken.

Während seiner Messfeiern ließ er immer Seminaristen, die eine Woche beim Errichten unseres Gebäudes mitwirkten, über einen Bibeltext predigen. Er war glücklich, wenn er feststellte, dass wir seine Ansprachen mochten oder etwas lustig fanden von seinen historischen oder theologischen persönlichen Ansichten. Es war wirklich amüsant mit ihm zu sein.

Lustig war es auch zu beobachten, wie er im Augenblick der Wandlung schläfrig wurde. Natürlich musste der Mann sich konzentrieren und meditieren, aber die Versuchung war zu groß.

Das Seminar hat die Form eines Quadrates um einen quadratischen Garten mit einem kleinen Teich in der Mitte herum. Die Statue des Hl. Franziskus in der Nähe des Teichs. Hinter dem Garten ein schöner Balkon mit Weinranken und Weinlaub.

Als Seminarist kümmerte ich mich um die Blumen und fütterte die Tauben. Es gab deren viele, aber P. Kulakowski war traurig, dass sie so viel Lärm machten während des Betens der Psalmen.

Von der Hauptstraße aus sah das Seminargebäude klein aus, aber da es auf einem Hügel stand, ist es an der anderen Südecke 9 m tiefer und da sieht man mehr Stockwerke als vom Norden her.

Die Kapelle ist im Süden, gerade an der niedrigeren Seite.

Bischof Ozorowski war damals unser Rektor und er liebte es, unser Gebäude auszuschmücken, insbesondere im Inneren. Er brachte selbst Portraits in den Fluren an, er stellte eine Statue des Hl. Thomas in die Nähe des Lehrerzimmers und seiner Wohnung.

Er wollte ein Mosaik des Hl. Kasimir im Konferenzraum und zwei weitere in der Kapelle anbringen lassen: den Hl. Georg und die Muttergottes von Ostra Brama (dem Osttor), die von einem Herrn Jarnuszkiewicz aus Lodz gemacht wurden. Ich hoffe, ich irre mich nicht bei seinem Namen. Er saß auf einem Metallgerüst, vor unseren Augen verborgen, und arbeitete bei Nacht, aber auch während den Gebeten. Dies war auch eine Art zusätzlicher Attraktion in unserem Tagesablauf.

4. Professor Paprocki

Er wurde in Vilnius geboren. Er war dünn, asketisch, ohne Haare, ein mittelgroßer Priester. Er lehrte Neues Testament. Wir nannten ihn "Rabbi". In seinen Vorlesungen war es immer laut, er kritisierte uns nicht für die Störung, er bemühte sich nur, lauter zu sprechen und uns so zu verstehen zu geben, wir sollten mehr aufpassen.

Er war auch der Leiter der Bibliothek, er liebte Bücher sehr und er las sie auch.

Einer der Seminaristen, der ihn ständig während der Vorlesungen störte, ging, als er von seinem Tod erfuhr, in die Kapelle und spielte auf der Orgel Totenlieder und weinte still vor sich hin. Dies war eine typische Reaktion bei seinem Tod.

Ich war einige Zeit später bei einer Zusammenkunft zu seinem Andenken und eine Dame erzählte uns ihre persönlichen Beobachtungen. Sie teilte uns mit, dass er beim Tode seiner Mutter den ganzen Tag mit einem Lächeln den Menschen, die ihn kannten und ihn trösten wollten, zur Antwort gab, "Keine Sorge, sie ist im Himmel".

Er litt an Krebs und war 7 Jahre zuvor operiert worden. Üblicherweise denkt man, dass nach solch einer Frist die Operation erfolgreich gewesen sein muss. Aber, auch wenn er es nie erwähnte, er hatte während der ganzen Zeit Probleme. Seine Schwierigkeit beim Sprechen, einige Kunstpausen während der Vorlesungen waren nur der Beweis, dass er still gegen die neuen Formen von Krebs ankämpfte, die sein Hirn angriffen.

Man sagte mir, dass er in seiner Wohnung irgendwelche "citrine" [Zitronen?] pflanzte und dass genau am Tage seines Dahinscheidens die "citrine" wunderschön wurde und abfiel auf den Boden.

5. Professor Kulakowski

Gebürtig aus Brzecz Litewski. Heute ist es eine große Stadt in Weißrussland in der benachbarten Diözese Pinsk.

Er mag keine Tauben, ist immer unzufrieden; seine laut schreiende Stimme gab unserem Leben im Seminar eine besondere Farbe.

Er war wirklich froh, wenn er irgendeinen Fehler in unserem Benehmen feststellte und seinen typischen Kommentar hervorstoßen konnte, "Bruder! Was tust Du hier, es ist verboten!" ... Deshalb nannten wir ihn auch "Bruder".

Er war ein kleiner Mann mit rötlicher Haut und einer dicken Brille.

Einer unserer Professoren kommentierte dieses Schreien, indem er uns erklärte, dass kleine Menschen ihr Herz nahe beim Magen hätten, und dass sie schrieen, wann immer sie Hunger hätten.

Wie andere arme Priester jener Tage hatte er einen kleinen Fiat 125. Er benutzte ihn, um seine von den Vätern ererbten Besitzungen zu besuchen. Er wollte seinen Besitz irgendwelchen barmherzigen Schwestern anbieten, aber man nahm seine Bedingungen nicht an. Vielleicht wünschte er, die Schwestern würden für ihn sorgen, wenn er alt wird. Vielleicht aber auch waren sie misstrauisch wegen seines seltsamen Charakters.

Während der Nikolausfeier machen Seminaristen sich traditionell lustig über die Schwächen der Professoren, daher war er stets das Hauptziel der Seminaristenspäße. Das Gute daran war, dass er auch seinen Spaß daran hatte, wenn er sich als Zielscheibe sah, er liebte dieses Spektakel und er machte nie seine Kommentare darüber wie andere eher ernste Professoren, die leicht eingeschnappt waren.

Er hatte Prostatabeschwerden und er scheute sich nicht, darüber zu sprechen; er nahm Naturheilmittel wie Melonenkerne, die er auf seinem Privatbalkon sammelte.

In seinen Vorlesungen las er wie andere ältere Professoren nur aus alten Lehrbüchern der Moraltheologie vor, wobei er das Gesagte durch Aufstampfen mit den Schuhen auf dem Fußboden unterstrich. Er war einer der strengsten bei den Prüfungen, genau so wie der neue Professor, sein Nachfolger, P. Zabielski. Moraltheologie war für jeden Seminaristen immer ein schwieriges Fach.

Einmal legten Seminaristen, die ihm einen Streich spielen wollten, Ziegelsteine hinten unter sein Auto, so, dass er es nicht sehen konnte. Er war sich sicher, dass das Auto in Ordnung war, aber die Räder bewegten sich frei in der Luft, aber das Auto bewegte sich nicht. Viel Benzin wurde vertan, bis er schließlich den Streich verstand. Alle Seminaristen, die sich ihre Nasen an den Fenstern platt drückten, grinsten sich zu Tode.

So waren die zusätzlichen Spielchen der Seminarstudenten meiner Zeit.

6. Professor Lucian Namiot

Silberhaar, sogar weiß, rosafarbiges Gesicht, einige Schwierigkeiten beim Gehen, mit einem lustigen Bauch.

Er hatte immer einen Sack, was ihn beim Gehen auch behinderte. In dem Beutel führte er ein altes Buch des Kanonischen Rechts mit sich oder das Gewand eines litauischen Prälaten.

Auch er wurde ein legendärer Mann in unserem Seminar. Er war einer jener armen Jungen, deren Familien auf der sowjetischen Seite der Grenze zurückblieben. Sie lebten tief in Weißrussland, in der Stadt Lida.

Er ähnelte etwas P. Kulakowski. Er mochte kanonisches Recht und er wünschte, dass sich die Seminaristen darin gut auskannten.

Er mochte es auch, Zielscheibe bei den Nikolausfeiern zu sein.

Während des Examens war er nicht sehr aufmerksam, deshalb war es leicht für einige Stundenten, Bücher mitzunehmen und sie zu verwenden, um darin die richtigen Antworten auf seine Fragen zu finden. Es war auch lustig, dass er nur den Anfang wissen wollte. Wenn der Student erfolgreich begann, machte er selbst weiter bei geschlossenen Augen und mit Vergnügen, dass der Student wusste, worüber er gerade sprach. Manchmal musste er während der Prüfung die Toilette aufsuchen. Er hatte stets Vertrauen und der Student eine zusätzliche Gelegenheit, die Antwort von seinen Kollegen zu erfahren.

Professor Lucian war glücklich wie ein kleines Kind, wenn er merkte, dass der Student wohl vorbereitet war für die Prüfung.

7. Professor Pankiewicz

Pankiewicz war ein weiterer Emigrant aus dem Bezirk Braclaw an der litauisch-lettischen Grenze, heute in Weißrussland. Er begann seine Studien im niederen Seminar in Vilnius und machte in Bialystok weiter.

Die ganzen Ferien verbrachte er mit dem letzten griechisch-katholischen Priester in Bialystok, mit Vater Jackiewicz.

Jackiewicz war ein wundervoller Prediger von der gleichen Generation wie Sopocko, aber sie mochten sich einander nicht.

Pankiewicz liebte es zu erwähnen, dass sein Bruder in Milwaukee USA lebt, deshalb machten die Seminaristen mit ihm einen Spaß am Nikolaustag, indem sie ihm eine Fahrkarte in die USA überreichten. Er erzählte gerne über Vilnius und während der Vorlesungen schlief er leicht ein.

Sein Fach war Apologetik, und wie die anderen Professoren las er uns aus alten Büchern vor, aber er zwang uns nicht, viel zu lernen. Seine Prüfungen konnte man leicht bestehen.

Ich malte Bilder oder verfasste Gedichte während seiner Stunden. Er merkte das, aber er schritt nicht dagegen ein. Er tat seine Pflicht und wir taten die unsrige.

8. Professor Lewicki

Auch er hatte eine gellende Stimme, aber er modifizierte sie gerne vom Schreien in eine leise Stimme wie ein Verschwörer.

Er sprach immer frei aus dem Gedächtnis, aber oft verlor er das Hauptthema und verlor sich in komischen Sachen, irgendwelchen Gerüchten oder anderen interessanten Dingen, vielleicht, um seine Zuhörer bei der Stange zu halten.

Er hatte wie die ganze Generation von Priestern eine große Ledertasche mit Büchern dabei. Er war auch Prälat der Kathedrale von Vilnius, also zog er sich entsprechend an bei besonderen Anlässen. Die meisten Prälaten waren Männer von kleinem Wuchs und schliefen gerne ein bei Feierlichkeiten, weshalb es uns wohl erlaubt war darüber zu grinsen.

Bischof Kisiel glich ihnen, aber er betonte immer, dass es in seinem Alter in Ordnung sei, kurze Nickerchen während der Zeremonien zu machen.

P. Lewicki lag auf dem Katheder und versuchte, sein Gesicht genau vor den Gesichtern der Seminaristen zu halten.

Seine liebenswürdige Rede war, "Es wird ein Gespräch sein an die chinesische Nation durch das Fenster."

Er war der beste Fachmann für die Ökumene in der Diözese, er bildete uns auch in der russischen Sprache aus in der Nachfolge von P. Sopocko.

Wenn er uns den Katechismus auf Russisch vorlas, konnte er kommentieren. "Schaut mal, wie diese einfache Wahrheit sich schön anhört in der Sprache eines atheistischen Landes."

Viele Jahre lang war er der Pfarrer der Seminarkirche St. Adalbert. Er war immer glücklich, wenn Seminaristen kamen, um mit ihm über die Auslegung eines Bibeltextes für die Predigt zu sprechen oder um ihm bei der Kollekte zu helfen.

Zwischen den Messfeiern lud er uns immer zum gemeinsamen Kaffee ein. Er war wirklich ein guter Gastgeber.

9. Große Männer der Rozanystok Generation...

Unter den Abgängern von Bialystok gibt es eine Gruppe junger Professoren mit den gleichen legendären Charakteristika wie bei den Leuten aus Vilnius.

Ich sprach vorher vom Nachfolger des Prof. Sopocko. P. Strzelecki hatte ein rotes Gesicht, weiße Haare und ein naives Babygesicht. Er hatte wie Paprocki die gleichen Ausspracheschwierigkeiten. Seine Wiege stand in der weißrussischen Stadt Grodno.

Er sprach zu uns, als habe er vor einiger Zeit versucht, Grodno zu besuchen, was ihm aber verweigert worden war wegen eines Mediums oder Buches.

Er wünschte von uns, dass wir sein Fach Altes Testament auf vollkommene Art studierten.

Ich dachte einst als Seminarist für mich, dass unsere Professoren wirklich Menschen mit guten Idealen seien: sie arbeiten nicht für Geld, sie haben keine Autos, sie rauchen keine Zigaretten, einige von ihnen trinken gerne, aber nie in der Öffentlichkeit. Man erzählte mir, dass, wenn irgendein Priester in Bialystok eine Sünde begeht, dieselbe Sünde in Warschau als Tugend angesehen wird. Prof. Strzelecki kümmerte sich um die Ritter von der Unbefleckten Empfängnis. Jedes Jahr organisierte er eine Aufnahmezeremonie für neue Mitglieder jener Bewegung. Ich denke, er studierte zuerst in einem niederen Konvikt in Rozanystok. Wir haben einige Professoren, die in dieser Salesianer-Schule studierten.

Ein anderer war P. Tadeusz Krahel. Er war klein, der einzige dieser Generation, aber von großer Persönlichkeit. Er sollte Bischof werden, aber er wünschte nicht, den Vorschlag anzunehmen.

Er ist ein wirklich gut aussehender Mann. Die Seminaristen mochten ihn sehr. Für kurze Zeit war er unser Rektor, aber darauf verzichtete er auch, weil er nicht die Absicht oder die Kraft hatte, irgendeinen Seminaristen abzustrafen.

Sein Fach war Geschichte, und wir strengten uns an, sein Fach zu beherrschen, weil wir ihn nicht beschämen wollten. Er war ein guter Fachmann, im ganzen Lande bekannt, sogar in einigen östlichen Ländern, als ein Hauptspezialist für litauische Geschichte.

Der dritte Mann aus Rozanystok war unser Philosophieprofessor Czeslaw Glad -czuk. Er war groß wie ein Athlet, hatte Sinn für Humor und als Lehrer und als Priester hatte er immer den Stil eines Propheten. Er sprach mit himmelwärts gerichteten geschlossenen Augen.

Er sah uns sogar mit geschlossenen Augen und er störte niemals den Studenten, der in seiner Vorlesung eingeschlafen war. Er näherte sich diesem und sagte: "Stört ihn nicht, es ist sein Vorrecht zu schlafen, mein Vorrecht wird sein, ihn später zu prüfen." Er liebte sein Fach und von Zeit zu Zeit strafte er Studenten, indem er ihnen schlechte Noten gab.

Genau so groß war P. Murawski aus der Diözese Lomza. Er brachte uns das Singen und das Klavierspiel bei. Er lächelte gerne, aber er wollte auch, dass wir in seinen Stunden aufmerksam seien und gut lernten.

Er war der einzige der Professoren, der sich als Kleriker nicht mit einer Soutane bekleidete. Er liebte das Malen und hatte zu Hause eine schöne Bildersammlung.

Der letzte bedeutende Mann aus jener Generation war in Czarna Wies Koscielna geboren worden. Es war der Vize-Rektor Mieczyslaw. Er hatte etwas Weibliches in seiner Stimme und seinem Benehmen. Er liebte es, das Benediktinerkloster in der Nähe von Krakau zu besuchen. Er liebte auch sein Fach Latein sehr.

Er liebte den Nikolaus oder jede Art von Streichen nicht, war sehr streng, ein viel zu strenger Mensch.

Er war die Hauptperson während drei Seminaristengenerationen. Schließlich ging er in den Ruhestand, nachdem er irgendein lustiges Püppchen, das ihm ähnelte, gefunden hatte, das an seiner Türe hing. Er stellte schließlich fest: "Die Leute hassen ihn."

10. Die junge Professorengeneration

Pater Spiritual, der spätere Rektor Stanislaw Holodok.

Es scheint, er wäre völlig anders gewesen als spiritueller Führer, völlig anders als Rektor. Als er Chef wurde, begann er damit, die meisten der schlechteren Verhaltensweisen seiner Vorgänger zu kopieren.

Liturgisches an Stelle von Latein wurde zum Maß unserer Berufung. Er war sowohl streng als auch "süß", Beides zugleich. Manchmal, bei nicht offiziellen Gelegenheiten, war er freundlich zu uns, fast wie ein Kollege, hatte Sinn für Humor und Menschlichkeit. In Alltagssituationen des Seminars war er nervös und unberechenbar.

Als vierter Kurs bereiteten meine Kurskollegen das "Nikolaus-Spektakel" vor. Wir wünschten ihm alles Gute, deshalb stellten wir ihn als König Arthur dar, wie er das Schwert Excalibur aus der Hand seiner Feinde nahm. Sein Feind wurde als früherer Rektor dargestellt. Alle Seminaristen mochten das Stück, selbst der Rektor Bischof lächelte, nur der neue Rektor war unglücklich und bestand darauf, "Nikolaus-Spektakel" in Zukunft zu streichen.

Sein Kurskollege, Professor Marian Wydra, war auch unglücklich. Er kam häufig zu spät zu Vorlesungen und bat uns stets, nicht über seine Verspätungen zu sprechen. Es war lustig, einen Professor in der Situation eines bestraften Studenten zu sehen.

Wir machten uns immer über seine Furcht lustig und gaben ihm am Nikolaustag besondere Geschenke wie einen "Teebehälter", was als Wortspiel und auch in der Studentensprache "Angst" bedeutet. Der Professor unterrichtete Psychologie und Homiletik, daher kannte er die studentische Sprache sehr wohl und war entsprechend traurig darüber, solch ein Geschenk zu bekommen.

Er war berühmt als guter Prediger, sogar als jemand, der uns viele satirische Geschichten erzählte, machte uns aber durch seine Position unglücklich.

Der dritte unglückliche Mann war Prof. Zukowski. Er war damals einer der spirituellen Führer.

Er war sehr erfolgreich als Leiter der Ministranten in der Kathedrale, sogar berühmt dafür, viele Berufungen geschaffen zu haben, aber im Seminar war er erfolglos. Er war mit dem Rektor zu sehr befreundet.

Wir waren mit den Gewohnheiten des Rektors vertraut, aber wir erwarteten von einem spirituellen Führer, dass er als väterlicher Freund der Seminaristen loyaler zu diesen wäre. Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Nach P. Paprockis Tod war er unser Lehrer für Neues Testament und auch als Professor war er eher weniger annehmbar als der vorherige. Vielleicht ist dies meine persönliche Ansicht, aber die Seminaristen liebten die älteren Professoren mehr als die neue Welle von Professoren.

Er griff uns auch an wegen Sankt Nikolaus.

Italienisch brachte uns der so genannte Giorgio bei, ein belesener und sehr gebildeter, aber ein sehr exzentrischer Mann.

Nun, als er Priester in der Gemeinde von Gottes Erbarmen geworden war, wollte er, dass die Leute ihn Bruder "Paschalis" nennen. Er hatte einen Riesenbart und kleidete sich wie ein Orthodoxer.

Ein weiterer Exzentriker war Professor Lazewski. Zur Zeit ist er ein im ganzen Land sehr bekannter Mann. Er unternimmt große Anstrengungen, um die polnische Caritas zu einem wirklich evangelikalen Instrument der Mission zu machen.

Er lehrte uns Patristik, das heißt über die großen Kirchenväter.

Er unterstützte mich auch während meines Aufenthaltes in Rostov und im Kaukasus, indem er die Fahrkarten für meine Kinder bezahlte während meines Aufenthaltes mit ihnen in Polen. Er bezahlte auch Fahrkarten für zwei Seminaristen aus Elblag (Elbing), die mich auf Sachalin im Sommer 2001 besuchten.

Zu dieser Generation gehören auch die Patres Olszewski und Nieciecki.

Olszewski lehrte uns die deutsche Sprache und Pastoraltheologie. Beide im netten Stil.

Er war mein erster Präfekt, das bedeutet, derjenige, der das schlechte Benehmen korrigiert; er war ausgezeichnet. Er trat uns nie näher ohne Grund. Er wurde Leiter der Bibliothek nach P. Paprockis Tod.

11. Exerzitien

Exerzitien sind eine besondere Zeit im Seminar wie eine faszinierende Reise oder ein Fest.

Wir haben sie zweimal, zu Beginn des akademischen Jahres und zur Fastenzeit.

Jeder hat ein Notizbuch und macht sich Notizen, wobei diese Notizbücher uns dazu dienten, das Gehörte nie mehr zu vergessen.

In diesen Tagen herrschte ein "heiliges Silentium", das heißt niemand sprach mit lauter Stimme während dieser ganzen drei Tage. Im Refektorium gab es die von unserem Spiritual vorgeschlagene Lesung.

Meine ersten Exerzitien hielt P. Greczanik, der örtliche Pfarrpriester. Der Bischof Rektor lud auch einige "Stars" aus der polnischen Priesterschaft ein.

Einer von diesen war der wohlbekannte Autor von biblischen Büchern, P. Kudasiewicz aus Lublin. Er erzählte viel über Fälle von Seminaristen oder Priestern, die versuchten, zwei Gesichter zu haben, was bedeutet, eine Freundin. Er sagte, solche Leute seien wie Kamikaze-Flieger, die stets in einer Tragödie endeten.

Ein anderer Priester kam von Poznan (Posen). Er war ein wohlbekannter Liturg. Er betete in unserer Anwesenheit eine hl. Messe ohne in das Messbuch zu schauen. Er improvisierte viele Gebete wie ein Poet. Es war wirklich eine ganz besondere Begegnung.

Ein Professor Bobrowski aus Drohiczyn teilte uns seine Erfahrungen mit der Untergrundkirche in der Slowakei mit. Damals gab es dort keine religiöse Freiheit, aber so viele Berufungen wie in Polen. Die katholischen Laien praktizierten sehr ernsthaft die tägliche Meditation und das Gebet der Psalmen. Das Hauptthema seiner Ansprachen war der Barmherzige Vater.

Er hatte auch einige Gegenstände mitgenommen, die irgendwelchen Märtyrerpriestern gehört hatten. Besonders berührend war der einige Stunden vor dem Tod im Gefängnis von Hand geschriebene letzte Brief auf der letzten Seite des Gebetbuches.

Einmal kam ein Pallotinerpriester aus Gdansk (Danzig), der uns ermunterte, Sport auszuüben. Er war 50, sah aber aus wie ein 30-Jähriger.

Später kam zu unseren Exerzitien auch unser Heimatbischof, Kaplan der polnischen Armee, Slawoj Glodz. Er hatte viele Jahre im Vatikan verbracht, deshalb war er perfekt gekleidet und er verwendete viel Latein bei seinen Ansprachen, die ich wie Echo noch immer erinnere: "sensus ecclesiae", "ecclesia supplet".

Eine sehr herzliche Persönlichkeit war Bischof Samsel aus Lomza, später in Elk. Er gab uns Beispiele aus dem täglichen Leben seiner Seminaristen in der Diözese Lomza. Er behandelte uns so, wie wenn wir seine Studenten wären; deshalb mochte jeder diese Tage, die wir mit ihm zubrachten.

Schlussfolgerungen

Dies ist der Abschluss meiner Geschichten über meine Lehrer, die Menschen, die mir den Weg zum Priestertum aufzeigten. Er erstreckt sich über 20 Jahre, aber es scheint, ich erinnere mich noch sehr gut an alle. Ich hoffe, ich war nicht zu streng bei meiner Beschreibung dieser armen Leute. Ja, einige von ihnen straften mich und es war nicht leicht, dies zu vergessen. Die meisten von ihnen waren wie unsere leiblichen Väter zu uns, ja, sogar besser. Es kam vor, dass ich nur für kurze Zeit in Polen war und jemanden von ihnen auf dem Korridor traf und sie mich zum Refektorium nahmen, um mit mir zu essen und ein Gespräch zu führen.

Einmal traf ich zufällig Bischof Ozorowski. Er merkte, dass ich nach der Reise müde war, und nahm mich mit auf sein Zimmer, gab mir sehr wohlschmeckenden Käse und eine Tasse Kakao. Später brachte er mich ins Gastzimmer, genau wie es Väter tun.

Dies ist der Vilnius Stil. In diesen Ländern kommt es vor, dass sogar Eltern die Hand des eigenen Sohnes küssen, wenn er Priester geworden ist.

Dies ist das Land, wo Eltern immer noch den Kreuzessegen spenden, wenn ihre Kinder irgendwohin in die Ferne gehen.

Dies ist das Land, wo viele Menschen beim Anblick eines Kreuzes auf dem Kirchturm, egal ob katholisch oder orthodox, sich bekreuzigen, andere ziehen ihren Hut.

Priester in diesen Orten machten gute Arbeit, so dass die Menschen immer noch christlich aussehen. Ich lobe sie wirklich. Mein einziges Problem ist, dass wir nichts tun, um den Brüdern und Schwestern in den Nachbardiözesen Grodno und Vilnius helfen. Wir kamen aus der gleichen Tradition; sie hatten viele Schwierigkeiten während der Sowjetzeit. Ihre Erwartungen, dass wir ihnen Priester schicken mögen, blieben unbefriedigt. Es sind nur 70 Kilometer bis Grodno, wir haben unsere Professoren nicht dort, auch wenn die Entfernung nur so klein ist. Andere Diözesen und Mönche tun es.



Fr. Jaroslaw Wisniewski

Dt. Übersetzung: Leo Nürnberger