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Die Heimat des Nirgendwo-Mannes
Teil III: Die Studien



Mein Aufenthalt in Opole (Oppeln) fand kurz nach dem Tod meiner Großmutter Jadwiga statt. Mich überkam erneut die Melancholie der Friedhöfe... Ich übte mich darin ein, Totennachrufe, die an den Eingängen der Friedhöfe hingen, zu sammeln. Ich suchte Friedhöfe auf ohne jeden Grund und hatte die gleiche Empfindung beim Besuch von Kirchen oder Kapellen. Weit weg von Zuhause und den Verwandten hatte ich geistigen und körperlichen Hunger... .

1. Marcin Swietlicki

Dieser Junge aus Piaski in der Nähe von Lublin wurde ein 100%iger Krakauer, Poet. Die Vorsehung führte uns zusammen im selben Raum bei der Aufnahmeprüfung in die Krakauer Universität. Er hatte gerade den ersten Kurs in Polnischer Sprache beendet, aber er konnte irgendwelche Examina nicht bestehen, weil er sich die ganze Zeit um seine Freundin Barbara kümmern musste, die an Multipler Sklerose litt. Es war eine seltsame und schwierige Liebe... voller Opfer. Alles, was Marcin tat oder sagte, diente dazu, auf mich Eindruck zu machen. Er stieg erneut in eine Prüfung ein bei der neu eingerichteten Film-Abteilung bei den Polnischen Sprachstudien... er hatte sich gut vorbereitet und war sehr gewillt, die Prüfungen zu bestehen, und so bestand er auch. Ich hörte mir seine Erzählungen an über Krakau und die örtlichen Gewohnheiten der Jugendlichen. Wir verglichen unsere literarischen Geschmäcker. Er ermunterte mich, einige neue polnische Dichter zu lesen wie Bursa, Waniek und einige kaschubische Dichter, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere, aber nach Marcins Meinung müsse er der größte Star des polnischen literarischen Theaters werden.

Wir sprachen auch über die Dichtungen von Edie Stachura, dem aktuellsten Ereignis im polnischen Jugendlager.

Er zeigte mir die Restaurants in der Stadt mit den billigsten und schmackhaftesten Speisen. Ich aß gerne "Bretonische Sauce"; ich wünschte mir sehr, sie eines Tages mal wieder zu kosten.

Er rauchte viel während der Gespräche, und ich beobachte ihn dabei, wie er es tat. Ein halbes Jahr lang trafen wir uns, und schließlich erlag ich der Versuchung mitzurauchen.

In jenen Tagen spielten überall in Polen Studenten spiritualistische Spiele, und Marcin erklärte mir, wie das geht. Er sagte mir, der Geist Joseph Pilsudskis käme während solcher Séancen ganz leicht.

Im Frühjahr 1983 unternahm ich den Versuch, meine Unterlagen für das Bestehen der Prüfung in Krakau vorzubereiten. Ich fragte ihn also nach seinem Rat, was ich tun solle, um erfolgreich zu sein.

Während meiner Begegnung mit der Klassenkameradin vom Lyzeum in Wloclawek, Urszula Gorecka, traf ich in ihrem Zimmer ein Mädchen, welches ich von der Stelle weg heiraten wollte. Ich sprach darüber viel mit Urszula, und viel mit Marcin. Sie erklärten mir, dass ein Mensch so etwas nicht in einem Tag verwirklichen könne, aber ich wollte nicht auf sie hören. Iwona, im schlesischen Gleiwitz geboren, war von Schwestern der Unbefleckten Empfängnis in ihrem Lyzeum nahe bei Warschau erzogen worden, ihre Mutter war fort nach Schweden, von ihrem Vater wusste ich nichts, das einzige, was ich wusste, war, dass ihre Großmutter für sie sorgte und ihr Verhalten jedem sonderbar erschien. Sie war viel zu religiös und kritisierte jede Unmoral im Studentenheim. Damals waren in der Tat manche dieser Häuser wie Bordelle.

Iwona und ich hatten anfangs das gleiche Gefühl, daher stimmte sie zu, dass ich zuerst meine Familie zu informieren und dann mit fertigen Dokumenten für beides zu kommen hätte: für Heirat und Studium. Ich kam verspätet zurück und sie wünschte mich nicht mehr zu sehen.

2. Bruder Adrian

Warum ich mich verspätete? Ich war zu glücklich. Ich war wie trunken und wollte nicht nur meine engere Familie, sondern auch meine Klassenkameraden informieren. Einer der Klassenfreunde aus Brodnica wohnte in Zakliczyn, in der Nähe von Krakau. Es war ein Novizenhaus der Franziskaner.

Man sagte mir, da gäbe es einige Jugendliche, die ich kenne. Miroslaw hielt seine Entscheidung bis zum letzten Moment zurück, so dass es völlig überraschend war, als wir schließlich seine neue Anschrift erfuhren. Ich weiß nicht mehr, wie ich zu der Adresse kam und wie ich zu dem vergessenen Ort südöstlich von Krakau reiste, Tatsache aber ist, dass ich den Ort fand mit drei Klassenkameraden und einem sehr freundlichen Superior.

Sie gaben mir zu essen und erzählten mir schön über ihr Leben; sie vermissten wirklich jemanden aus der realen Welt. Weggeschlossen zu sein, weit weg von daheim, ist für junge Menschen nicht einfach, also erzählte ich ihnen alles, was ich in den letzten Monaten von Zuhause erfahren hatte.

Miroslaw hieß mit neuem Namen Adrian, was mich auch überraschte. Später studierte er in Krakau, deshalb traf ich ihn immer wieder bei unseren nächsten Besuchen. Er sprach zu mir über Kasia Leszczynska, einer weiteren Klassenkameradin, die Philologiestudentin der klassischen Sprachen war. Polnische Sprache studierten noch Urszula und Dorota Szafranska.

Während vieler Jahre hatte ich Freunde und Klassenkameraden in der Königsstadt Krakau.

3. Zawkrze in Opole

Bei Opole (Oppeln) hatte ich einen weiteren Klassenkameraden aus der Grundschule. Er hieß Mietek Komorowski. Er besuchte mich daheim, gerade als ich im Begriff war, zu Studienzwecken nach Krakau zu reisen. Er hatte mich so dringend eingeladen, und nun, nachdem ich von Iwona fortgejagt worden war und auf dem Bahnhof saß ohne Ahnung, was ich tun solle, sah ich an der Tafel die Ankündigung eines Zuges nach Opole.

Ich erinnerte mich nur, dass er in Zawkrze in irgendeiner firmeneigenen Arbeiterunterkunft wohnte.

Es war noch immer Frühling 1983, die beste Zeit, Entscheidungen wegen des Studiums zu treffen.

Ich hatte alle Dokumente dabei, die besten Studienfächer und die am leichtesten zu bestehenden Prüfungen hätte mir Iwona empfehlen sollen, aber nun, ohne Berater, musste ich alleine entscheiden.

Mietek, als guter Freund, assistierte mir bei der Suche nach pädagogischen Instituten am Ort.

Ich erschien am Wochenende, also war das Sekretariat geschlossen. Den Sonntag verbrachten wir in der Stadt Ozimek, wo Mieteks älterer Bruder mit der Tochter des Organisten verheiratet war. Sie nahmen mich mit zur Kirche in die Sonntagsmesse, die ich zum ersten Mal in der alten deutschen Siedlung besuchte. Es war für mich verwunderlich, dass die ältere Generation während der polnischen Messe immer noch in Deutsch aus ihren alten Gebetbüchern aus der Kriegszeit betete.

Es war eine echte Geschichtslektion. Die Organistentochter zeigte mir auch ein altes Gesangbuch, welches sie noch verwenden und woraus sie noch singen konnte. Es war wirklich faszinierend, weil es verboten war, es zu wissen und darüber zu sprechen, dass es im sowjetischen Polen noch immer eine deutsche Minderheit im Süden gibt. Wir waren erzogen zu glauben, dass dort eine 100%ige slawische Bevölkerung gewaltsam germanisiert worden war. Da ich nun dort war, zusammen mit liebendenden und interessierten Menschen, erhielt ich schließlich den Frieden und die Überzeugung, dass dieser Ort für meine Zukunft am besten sein werde.

In einem Jahr war ich ein hundertprozentiger schlesischer Bürger mit Aufnahme in das studentische Verzeichnis und einer ständigen Bleibe im Studentenheim.

Meine arme Mutter war so glücklich.

4. Yeti und andere Freunde im Studentenheim...

Im ersten Jahr haben Studenten immer Probleme. Mein Problem war der 7. November. Als Student der Russischen Philologie war ich verpflichtet, ein kleine Aufführung zu organisieren. Unsere Klassenkameradinnen bereiteten russische Lieder vor; ich war überrascht, dass einige davon gut und mir bekannt waren. Ich versprach, dass ich beim Malen von Dekorationen und als Schauspieler in einem Revolutionssketch helfen würde: Ich hatte ein Wort zu sagen, so wie die Juden vor Pilatus: "Töte ihn! Töte ihn!"

Die Dekoration sollte ein Boot in der Morgensonne darstellen, deshalb riet mir mein Freund Darek Kownacki beim Betrachten meiner Bemühungen, ich solle außer dem Boot auch eine kleine Flasche mit einem Mann darin malen. Auf dem Flaschenetikett die Aufschrift: "Jonas". Darek hatte stets satirische Einfälle und ich folgte ihnen gedankenlos. Es war wie Sabotage, aber niemand wurde bestraft und die Leute mochten unsere Kulissen sehr.

Ich bewohnte das Zimmer 310 des Studentenwohnheims "Mrowisko", und ein weiterer meiner Klassenkameraden, Janik; Darek, eigentlich von der Polnischen Philologie, kam in unser Zimmer durch Versehen, aber da er uns mochte, wollte er nirgendwo anders wohnen. Ich tauschte mit ihm Briefe aus während meiner gesamten Studien als Seminarist in Bialystok.

Ein weiterer guter Freund, ich kann ihn einen Verwandten aus Mrowisko nennen, war ein Junge, der als freier Mitarbeiter beim Studentenradio arbeitete und programmierte.

Er hatte keine Arbeit und deshalb überlebte er nur dank anderer Studenten und indem er armselig aß und wirklich aussah wie Yeti. Er war klein, aber er hatte langes Hippie-Haar und einen Bart. Er verbrachte viele Wochenenden in meinem Zimmer, wenn Janik und Darek nach Hause gefahren waren, nicht weit weg in Schlesien.

Er erzählte mir alle Geschichten von Opole und unserem Studentenheim, genau so wie Marcin Swietlicki in Krakow.

5. Mala Wies und Bakow

In Opole studierten auch zwei Jungens aus der Nachbarschaft von Plock. Aus der Stadt Mala Wies, von ähnlicher Größe wie Skrwilno und vielleicht etwa 70 km von meiner Heimatgemeinde entfernt. Die Hauptindustrie ihres Ortes war eine Zuckerfabrik. Von Anfang an schaute ich auf einen von ihnen mit Neugierde. Er trug sein Haar genau so wie Yeti und er sang schön. Beide studierten Chemie, aber beide ohne besonderes Interesse. Sie wählten dieses Fach nur, weil die Kandidatenliste klein und das Examen leicht zu bestehen war. Es war eine Versuchung für viele Jugendliche, irgendetwas zu studieren, nur um so den Militärdienst zu umgehen. Damals war das wirklich eine verrückte Geschichte. Die Welt war voller Gerüchte über Selbstmorde bei der Armee, über verrückte Offiziere. Das war nach unserer Meinung so etwas wie ein Konzentrationslager, deshalb waren einige Jugendliche eher bereit, in ein Seminar einzutreten als bei der Armee zu bleiben.

Der Zweite war Grzes Szymanski, der Junge aus dem selben Dorf. Später erfuhr ich, dass seine Mutter aus Skrwilno stammt und sein Vater aus Bydgoszcz und er ein Deutscher war.

Der Dritte in ihrem Zimmer Nr. 151 war der schlesische Junge Grzes Fratczak aus Bakow, in der Nähe von Kluczbork. Ich lernte auch dieses Dorf kennen und seine bewundernswerte schwarze Holzkirche aus dem Mittelalter.

Ich freundete mich mit ihnen so sehr an, dass ich mehr in ihrem Zimmer als in meinem verbrachte.

Ich lernte auch den populären polnischen Sänger Gintrowski kennen, der überall in Polen damals ein Studentenidol war wegen seiner politischen Verse aus dem Untergrund.

Man erlaubte ihm nicht, öffentlich zu singen, aber die Studenten akzeptierten ihn mit doppeltem Enthusiasmus.

Ich machte seine Bekanntschaft dank Yeti während eines Radiointerviews.

6. "Heimatliches" Przemysl

Zum Raum 151 kamen gelegentlich drei junge Flüchtlinge. Zwei von ihnen waren ein Teenager-Paar von irgendwo aus Warschau und mit ihnen Ewa, ein Hippie vom Ort. Sie hatten Angst und sagten, dass sie Hilfe bräuchten, weil die Polizei hinter ihnen her war. Wir gaben sie ihnen und sie waren uns dankbar. Sie erzählten, dass viele solche Jugendliche von zu Hause wegliefen, um den Salesianerpater Szpak in Przemysl aufzusuchen, der für sie Begegnungen organisierte.

Ich folgte ihrem Rat und meine Freunde auch. Wir alle besuchten Przemysl. Ich machte viele nützliche Beobachtungen.

Zu Andreas kamen viele Hippies aus ganz Polen. Manchmal 20, an Wochenenden regelmäßig 100. Er hatte immer Zeit für sie, immer etwas zu essen (Eier kostenlos aus dem Nonnenkloster), immer ein Dach über dem Kopf. Es war ein kleines Zimmer von Frau Stanislawa. Ich glaube sie war eine versteckte Nonne.

Auch ich schlief dort auf dem Fußboden.

Nach jener Begegnung hatte ich Läuse in meinem langen Haar (damals trug ich mein Haar so wie Yeti oder Krzys). Darek Kownacki schnitt alles ab, nur ein Fleckchen Haar oben auf dem Kopf ließ er zum Spaß stehen. Ich stimmte zu, es so zu lassen.

Auf dem Rückweg war ich allein, weil ich die Berge sehen wollte. So nahm ich den Bus und fuhr nach Bieszczady (die polnische Seite der Karpaten), wobei ich durch nunmehr leere alte ukrainische Siedlungen kam.

Ich sah die Städte Dynow und Brzozowa, Krosno und das Kloster der Klarissinnen in Stary Sacz. Sie gaben mir zu essen, als ich hungrig wurde.

Polnisch Galizien mit schönen Landschaften und schmucken gotischen Kirchen machte auf mich den Eindruck wie mein heimatliches Rypin mit seiner Dreifaltigkeitskirche.

Ich kann diese Orte heimatliches Przemysl nennen, weil Grzes aus Mala Wies hier Bozenka heiratete, eine weitere Studentin aus Opole, und hier für immer blieb. Er hat jetzt vier Kinder und arbeitet an der Grenze als Beamter im Zollamt.

7. Szklarska Poreba

In der 5. Klasse der Grundschule hatte meine Mutter die Gelegenheit, einen Betriebsausflug zu den Beskiden, das heißt zum Sudetengebirge, zu machen.

Wir reisten zusammen, alle Arbeitskräfte, Mutter und ich. Ich war das einzige Kind in der Gruppe.

In jenen Tagen sah ich erstmals im Leben die so genannten "Tafelberge".

Zwei oder drei Jahre später waren wir wieder in einer Abordnung, diesmal in den Winterferien, einige Kinder von der gleichen Arbeitsstelle. Wir fuhren mit einem Fahrer aus Skrwilno, der mit uns die Nacht in Opole verbrachte, genau in dem Studentenwohnheim, in dem ich später als Student meinen dauernden Wohnsitz hatte.

Ich kann Euch sagen, dass mich die Vorsehung zu diesen Orten meiner Kindheit führte.

Als Student ging ich in diese Berge mit allen Kurskollegen und dem Kursleiter (während der pädagogischen Studien gab es noch verantwortliche Professoren), um das Wandern in der Gruppe im Gebirge zu üben. Ich war in jenen Tagen einer der schlechtesten Studenten, aber der Professor nahm mich mit in der vagen Hoffnung, er könnte mich dazu bringen, mich anzustrengen. Ich rauchte die billigsten vietnamesischen Zigaretten und aß fast nichts wie die anderen Jungs aus Zimmer 151.

Darek Kownacki, nachdem er am Sonntag von Zuhause wieder kam, lud mich mit diesen Worten ein, etwas zu essen: "Komm herein Stiopka (sie nannten mich Stiopka oder Rasputin während meiner Studien in Opole), komm rein und tu mir und Dir den gefallen und iss was!"

Es hatte zum ersten Mal geschneit, aber ich hatte keinerlei Schneekleidung an, daher war ich der langsamste der ganzen Gruppe und riskierte, im Gebirge verloren zu gehen. Als wir oben ankamen bei einer Berghütte, hatte ich kein Geld, mir etwas zum Essen zu kaufen. Während der Nacht ging ich heimlich in den Essraum und stellte fest, dass die letzte Gruppe das Geschirr nach dem Essen nicht gereinigt hatte und es noch eine Menge Essensreste auf den Tellern gab. Wenn man Filme anschaut, in denen hungrige Menschen dargestellt werden sollen, muss ich immer grinsen, weil die Schauspieler meistens keine Ahnung haben, was Hunger ist, und daher sehr lächerlich aussehen. Ein Hungriger isst nicht schnell. Er hat keine Kraft, schnell zu essen. Zweitens ist er so aufmerksam seiner Nahrung gegenüber, dass er versucht, langsam das kleine Bisschen zu genießen, welches ihm die Vorsehung gegeben hat. Wenn ich es in jener Nacht eilig hatte, dann vielleicht deshalb, weil ich Angst hatte, jemand könnte kommen und den armen Dieb belächeln, der nachts die Schüsseln allein säuberte.

Ja, ich war hungrig wie ein Tier, nicht wie ein Mensch, daher war ich vielleicht auch lächerlich wie diese armen Schauspieler in den Filmen. So war die Studentenzeit, nicht allein für mich, in Sowjet-Polen.

8. Wroclaw

Wroclaw, auf Deutsch Breslau, war in jenen Tagen wie Opole Teil meiner Beobachtungen in ostpreußischen Städten. Ich meine das Fehlen der vertriebenen Deutschen, die so viele Häuser, Straßen, Bahnhöfe, Brücken und Fabriken gebaut haben, und die polnischen Menschen, die kamen, ohne sicher zu wissen, ob dies ihnen für immer gehören würde, und die keinen richtigen Gebrauch von diesen ihnen durch die Sowjetunion aufgezwungenen Geschenken machten.

Sogar die einzigen Teilstücke der Autobahn befanden sich nicht in Warschau, sondern in den ererbten Landesteilen im ehemaligen deutschen Gebiet in der Umgebung von Wroclaw (Breslau) und Legnice (Liegnitz). Ich verteidige keine Seite oder tadle sie für solche Entscheidungen. Ich gebe nur meine Gefühle wider, wenn ich diese alten Bauwerke anschaue, die Jahrzehnte ohne Reparaturen blieben und an die Kriegszeit erinnerten.

Eine vergleichbare Geschichte wie in Preußen geschah hier mit den verlassenen Friedhöfen.

Man kann immer noch große leere künstliche Flächen genau im Zentrum von Hauptstädten finden.

Solcher Art sind noch die bleibenden Erinnerungen an die Luftangriffe der Bomber.

Kirchen in den Orten wurden zu unserer Verfügung zurückgegeben, weil in Schlesien die Mehrheit immer katholisch war. Aber auch hier habe ich seltsame Dinge festgestellt. In Wroclaw stieß ich auf alte katholische Kathedralen, die der Staat an die Orthodoxen übergeben hatte oder an die Griechisch-Orthodoxen oder sogar an Polnisch-Katholische (d. h. eine kleine religiöse Minderheit, die sich vom Vatikan losgelöst und sich nach dem II. Vatikanischen Konzil gebildet hatte, insbesondere in den USA, und nach Polen implantiert und künstlich von den kommunistischen Machthabern unterstützt wurde gegen die traditionelle Römische Kirche, besonders in den "neuen Gebieten").

Krzys Lewandowski aus Mala Wies, den wir "Löwe" nannten (wegen seiner mähnenartigen Haare), beschloss nach Wroclaw umzuziehen und sein Examen an irgendeinem Institut zu machen. Da gab es keine große Konkurrenz bei den Prüfungen und daher eine große Chance diese zu bestehen. Ich nahm seinen Gedanken auf und da ich gerne bildhaft gestaltete, dachte ich daran, meine Kräfte bei der Kunstakademie auszuprobieren.

Ich hatte nicht mehr ein so starkes Verlangen Student zu werden wie in den vorangegangenen zurückliegenden Jahren. Von (Wroclaw) Breslau kam ich wieder zurück nach (Opole) Oppeln mit Dokumenten von meinem Institut, die ich nach Katowice (Kattowitz) bringen wollte als Philologie-Kandidat der Romanischen Sprachen. Während meiner Reise betrachtete ich die Industrielandschaft dieses Bergbaugebiets und war froh, die Entscheidung, hierher umzuziehen, getroffen zu haben. Ich hatte einen Mantel an, den mir Grzes aus Bakow geschenkt hatte. Eine Dame, die in meiner Nähe saß, schaute mich mit einem seltsamen Gesicht an, bis ich schließlich merkte, dass ich wegen meiner vielen Reiserei stinken musste wie ein Landstreicher oder Bettler. Ich unterschied mich in jenen Tagen in meinem Herzen nicht viel von dieser Art von Menschen. Deshalb musste ich insgeheim nur grinsen über die Frau, die so viel leiden musste in Gegenwart dieses armen Jungen.

Ich versuchte mich zu erinnern an meine ganze erfolgreiche Vergangenheit bei den Französischstudien in Brodnica und in Wloclawek und hoffte, dass ich wieder eine neue Erfahrung beginnen könne. Ich bestand meine Prüfungen in Sosnowiec, denn um Katowice herum haben wir eine Zusammenballung von vielleicht 10 Großstädten mit zusammen 3 Millionen Einwohnern. Die Universität Katowice hat ihre Fakultäten in ihnen allen. Während der Examenszeit verbrachte ich meine Zeit damit, in den Straßen herum zu gehen und mir Geschichten über den Ort anzuhören. Es gab hier keinen Yeti und auch keinen Marcin Swietlicki, die mir all die Geschichten erzählten, aber meine Vorstellungskraft war so groß, dass mir die Straßen, Häuser und Kirchen ihre Geschichten erzählten. Ich traf sogar einen alten Herrn, der da allein saß und wir kamen in ein langes Gespräch, in welchem er mir seine ganze Lebensgeschichte erzählte, sogar sein erstes Liebesabenteuer in sehr grauer Vorzeit.

Ich hielt sogar Ausschau nach einer Gelegenheit, meine erste vergangene Liebe wiederzusehen, deren Zuhause irgendwo hier sich befand.

9. Gliwice, Grzegorza Piramowicza Straße...

Genau wie bei der Adresse von Mietek in Opole, an die ich mich ohne Notizbuch erinnerte, wusste ich auch die von Iwona in Gliwice aus dem Gedächtnis. Um sicher zu gehen, fragte ich bei der Bibliothek nach, ob eine Studentin mit der und der Anschrift herkäme. Man bejahte dies.

Während meiner Prüfungszeit klopfte ich mehrmals an ihre Türe, denn, da dies für sie Semesterferien waren, war ich mir sicher, sie anzutreffen. Einmal öffnete ein älterer Herr die Tür und erklärte lächelnd, sie sei nicht da und ich möge später kommen. Ich stellte fest, es sei ihr Großvater. Als ich schon alle Hoffnung sie zu treffen aufgab, sah ich sie schließlich im Kino mit ihrer Großmutter. Ich versuchte, mich an sie zu wenden und sie zu begrüßen, aber als erstes hörte ich irgendeinen dummen Kommentar in meine Richtung und ich verlor jeglichen Wunsch, sie während meines fast gesamten Lebens jemals wieder zu sehen oder zu sprechen.

Es war in der Piramowicza Straße. Ich weiß das noch, weil sie auch meine Verwandte und eine sehr nahe Person in meinem Gedächtnis wurde. Ich kann sie nicht vergessen und vielleicht liebe ich sie immer noch sogar nach so vielen Jahren.

In dieser Woche sah ich auch die Stadt Bedzin und andere Orte im so genannten Roten Becken.

Ich wurde friedvoll und demütig, während ich darauf wartete, was mir die Vorsehung als meine letztendliche Bestimmung in meinem Leben vorbereitet haben könnte.

10. Ostroleka und Olecko

Die Großstadt Ostroleka (dt. Ostrolenka) wurde in den 70ern genauso wie Wloclawek Sitz einer kleinen Präfektur, war aber ein weniger interessanter Platz als Wloclawek. Am meisten beeindruckend in der örtlichen Landschaft ist der malerische Fluss Narew.

Ostroleka erhebt auch Anspruch auf den Titel des traditionellen Landes der Kurpen. Die gleichen Ansprüche auf den Hauptort erhebt auch das große Lomza, eine weitere Großstadt am Narew, und zwei kleine Siedlungen im Norden, Myszyniec und Kadzidlo. Diese beiden Orte sind, auch wenn sie sehr klein sind, sehr interessant durch ihre Holzgebäude. Sie sehen aus wie lebendige Scansen. Den gleichen Eindruck machten auf mich in meiner Kindheit die masowischen Städte Zuromin und später die kurpischen Städte Ostrow Mazowiecka und Zambrow.

Welche ich auch besuchte, nur um mich an der örtlichen Landschaft zu erwärmen.

Mein Studieneifer aber ließ immer mehr nach und ich dachte nun auch so wie die anderen Jungens darüber nach, wie ich den Militärdienst vermeiden könnte. Aber um die Wahrheit zu sagen, auch er machte mir immer weniger Angst.

Die Aussicht auf Leiden in der Armee war nun nicht mehr so erschreckend im Vergleich zu dem, was ich gegenwärtig als heimatloser Reisender zu erleiden hatte. Ich wurde meinem Großvater Czeslaw immer ähnlicher, als er eine Bleibe suchte und etwas zu essen. Es war wie das Leben eines Blinden, der die Straße nicht sehen kann... Mein Gewissen sagte mir, dass es an der Zeit wäre, meiner Mutter in ihren Schwierigkeiten beizustehen; mein Benehmen eines Schmarotzers war auch nicht gut für meine jüngeren Brüder und für meine Schwester. In Ostroleka, genau in Przasnycz, der Stadt auf meinem Weg nach Ostroleka, wurde ich wieder gläubig, als ich mit Faszination auf eine Gruppe von Menschen sah, die nur auf der Straße beteten hinter einem zufälligen Bild oder einer Ikone, die durch Sonnenreflexion auf dem Fenster eines örtlichen Untergrund-Gasthauses [?] erschien.

Ich war vielleicht zwei Monate lang in Ostroleka, desgleichen in der Stadt Olecko, in beiden Fällen als Student des örtlichen pädagogischen Kollegs. Es reichte gerade aus, um mein Herz zu erwärmen.

Olecko im ostpreußischen Masuren ist auch durch solch einen übernatürlichen Platz bekannt geworden. Im Falle von Olecko besuchten die Menschen das so genannte blutende Kreuz neben der Kirche. Als ich diesen Platz sah, hatte ich das dringende Bedürfnis, die Beichte abzulegen. Ich hatte schon die Generalbeichte in Ostroleka abgelegt, nach der Przasnycz-Geschichte, aber hier kam das Bedürfnis, meinen Geist zu reinigen, zurück wie eine Taifun-Welle. Nachdem ich das Kreuz gesehen hatte, legte ich meine zweite Generalbeichte ab in der ostpreußischen Stadt Elk und kehrte nach Hause zurück mit dem Entschluss, auf die Vorsehung zu warten. Ich kehrte nicht mehr zum Kolleg zurück, sondern blieb bei meiner Mutter und bemalte meine Wohnung mit Fresken, die einen religiösen Sinn hatten.

Mein Bruder sagte mir, es sei nicht einfach, in solch einem Raum zu schlafen, es sei wie in einem Sarkophag.

Ich dachte, dass die "Einladung" zur Armee zu kommen, schnell kommen müsste und wartete nur darauf.

11. Lebork

Die Stadt Lebork (dt. Lauenburg) in Pommern, wie der ganze Rest der kaschubischen Städte, war mir bekannt aus Geschichtsbüchern und den Sommerferien. Wir waren zweimal mit meiner Schwester in der nahegelegenen Stadt Wejherowo. Wejherowo und Lebork lagen vor dem 2. Weltkrieg auf den beiden Seiten der polnisch-deutschen Grenze, aber das Klima und die baltische Landschaft war in beiden Orten ähnlich. Es mag seltsam klingen, aber als ich auf Sachalin lebte, verglich ich die dortige Landschaft mit der baltischen, welche ich seit damals stets in Erinnerung behielt.

In Lebork kam ich kahlhäuptig an, ohne ein einziges Haar auf dem Kopf und ohne irgendeinen Plan im Kopf. Der Plan hing irgendwie in der Luft. Ich erzählte meinen Kollegen anfangs nur, wenn sie mich fragten, warum ich den Weg hierher gemacht hätte, dass ich in der Armee bleiben könne, dass ich aber nicht die Absicht hätte, das Gewehr in die Hand zu nehmen oder zu schießen, weil man uns dazu bringen könnte, auf streikende Arbeiter zu schießen, wie es schon früher passiert sei. Meine Worte waren schnell beim lokalen Kommando des Armee-Standorts bekannt. Ich wurde einem hohen Armeeoffizier vorgestellt und sollte meine Worte öffentlich wiederholen. Solch ein Theater erschien mir lächerlich, aber ich hatte das Gefühl, ich sei nicht der einzige, sondern es seien mehr Leute da, die das taten, und ich wurde tief davon überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein.

Ich wurde eingesperrt, was mir auch eigenartig erschien. Alles, was ich aus Filmen über Sheriffs und ihre Opfer wusste, erfuhr ich nun im wirklichen Leben. Das Essen war gut, es war mir nur zu kalt, weil ich in irgendeinem Keller zur Frühlingszeit war. Nach 4 Tagen, als ich meinen Entschluss schriftlich abgab, wurde ich nach Gdynia geführt, wo ich von Geheimdienstleuten verhört wurde, die herausfinden wollten, ob ich Mitglied einer ernstzunehmenden Gruppe sei oder Einzeltäter, vielleicht ein psychisch Kranker.

Sie fassten den Beschluss, mich zu einer Untersuchung zu schicken. Das war in der Stadt Sopot. Mein Doktor Magiera war sehr freundlich und versprach sogar zu helfen, denn seiner Meinung nach gab es in meiner Biographie einige Momente, die meine Worte und meine Entscheidungen unangemessen machen könnten. Ich trug zu seiner Entscheidung bei, indem ich Medikamente sammelte. In solchen Hospitälern essen die Kranken üblicherweise die Psychopharmaka nicht, sondern geben nur vor, sie einzunehmen. Später gehen sie auf die Toilette und spucken sie aus. Eine solche starke Droge, welche von polnischen Drogensüchtigen genommen wird, ist Mirenin. Ich bekam etwa 40 Tabletten und aß die Hälfte davon. Ich sah wie ein Selbstmörder aus und wollte auch ein Theater machen wie mein Klassenkamerad während des Studentenstreiks in Brodnica. Das Ergebnis war gut. Ich war etwa einen tag und eine Nacht lang ohne Bewusstsein. Einige Tage war ich schwach, aber ich erhielt eine Bescheinigung, dass ich in diesen Tagen nicht in der Armee bleiben könne und es keinen Grund für eine Bestrafung gäbe.

Ich wurde aus dem Krankenhaus in ein Zivilgefängnis gebracht und nach einem Monat wurde ich gemäß dem Urteil in die Freiheit entlassen.

Mein Armeegeschichte dauerte von April bis August und kam niemals wieder.

12. Gdansk, Kurkowa Straße

Auf diese Weise wurde das berühmte Gdansk (dt. Danzig) der polnischen Streiks des Jahres 1980 meine nächste Bleibe. Auch war der Sommer 1985 sehr heiß. Im Gefängnis begegnete ich sehr verschiedenartigen Menschen. Zur selben Zeit am gleichen Ort saßen "berühmte politische Häftlinge" wie Szeremietiew, Frasyniuk und einige andere. Ich sah sie bei ihren individuellen Spaziergängen im Gefängnishof. Während alle anderen in Gruppen promenierten, gingen sie getrennt. Jeder Häftling wurde hier Dieb genannt, auch wenn er ein anderes Verbrechen wie Mord oder Messerstecherei begangen hatte. Wir alle, selbst die politischen Häftlinge, waren einfach Diebe. Die Aufseher wurden "claviers" [?] genannt. Alles hatte hier neue Namen, die gesamte Sprache hier war ein wenig anders als die Sprache in der Freiheit. Jene Sprache der Diebe wurde "gryps" [?] genannt, wir sprachen nicht, sondern "grypsten" [vielleicht ist die "Gaunersprache" gemeint; der Übers.]. Ich sah vielerlei Häftlinge, sogar in meinem Raum. Manchmal saß ich zusammen mit mehr oder weniger netten Menschen, die mit mir freundlich sprachen, von mir Trost erwarteten oder sogar versuchten, mich zu trösten. Ich war ein wenig argwöhnisch mit solchen Leuten, weil ich wusste, dass das Land voller heimlicher Kollaborateure ist. Manchmal benahmen sich die Menschen mehr auf "natürliche Weise", will sagen, der Dieb hat Angst zu haben vor der Bestrafung durch seine "claviers" [Aufseher?] und hasst sie deshalb.

Ich denke an einen Jungen, der des Mordes angeklagt war, der aber während des Raubüberfalls tötete, ohne den Vorsatz zu töten. Die Richter glaubten seiner Version nicht und bereiteten ein strenges Urteil vor. Aus Protest gegen ein solches Urteil stach er sich mit Nadeln in seine Augen und nach Meinung anderer Gefangener würde er in ein paar Monaten blind werden. In solchen Fällen macht die polnische Justiz ein mildes Urteil. Die Person wurde blind aber frei.

Ich verstand, was der Preis für die Freiheit sein könnte.

Ein anderer Fall war der Mann, der etwa 13 Mal aus verschiedenen Gefängnissen geflohen war, vor allem dann, wenn er im Krankenhaus war. Er war wirklich von schlechter Gesundheit und einmal wurde er sogar am Herzen operiert. Genau danach verschwand er aus dem örtlichen Krankenhaus. Es war seine persönliche Erzählung und ich weiß nicht, ob er die Wahrheit sagte oder übertrieb. Er hatte ein Schriftstück über eine seiner Fluchten, also könnte es vielleicht wahr gewesen sein.

Ein anderer war im Gefängnis, weil er als Buchhalter einige Fehler gemacht hatte. Als Junge war er in Norylsk, als alter Mann kam er zurück in ein sowjetisches Gefängnis ohne ernsthafte Entschuldigung. Er war wirklich traurig.

Ich traf auch Soldaten, die als Hooligans ins Gefängnis kamen, nachdem sie jemanden im Suff zusammengeschlagen hatten.

Niemand war mir gegenüber aggressiv, ich sprach darüber, was mir zugestoßen war, und sie erzählten ihre Geschichten. Ich hatte viel Zeit zum Lesen und zum Zeichnen und meine persönlichen Aussichten im Gefängnis waren nicht so traurig wie bei den anderen. Ich machte das Beste aus meiner Zeit, indem ich nützliche Beobachtungen machte. Es war natürlich sehr beleidigend, in einer Toilette zu leben, denn in der Tat war unser Raum eine offene Toilette. Wenn sie jemand benutzte, musste der andere ihn nackt sehen.

Ich mochte das Essen im Gefängnis. Es war die tägliche Gemüsesuppe, immer das gleiche schwarze ?rot und weißer Kaffee.

Ich war in einem Zivilgefängnis, aber die ganze Zeit hatte ich wie ein Angehöriger eines Kommandotrupps ein blaues Barett auf und schwere Stiefel an.

Jemand sagte mir, ich sähe wie ein richtiger Bandit aus. Vielleicht hat mich deshalb niemand angerührt.

Die neue Soldatenkluft wurde in der Sommerhitze alt.

Nach meiner Freilassung wurde von mir erwartet, dass ich diese ganze Kleidung zurück gebe, aber ich mochte sie so sehr, dass ich in ihr geradewegs aus dem Gefängnis mich auf den Weg nach Czestokhova (dt. Tschenstochau) machte, mit anderen Pilgern von meinem Heimatdorf.

In jenem Jahr waren wir ungefähr 100 Menschen.

Fürsprache der Heiligen

Damals hatte ich keine Ahnung von den "letzten Dingen", der Eschatologie.

Ich war nicht in der Lage zu erklären, was mit mir geschah, so richtig.

Aber es war eine gute Intuition, dass, je schlimmer es mit meinem Leben bestellt war, mein Verstand die Seelen enger Verwandter immer mehr anrief...

Ich rief meine Großmutter an, beide Onkel Johann, einige Seelen von unbekannten Personen, die ich berühren wollte, indem ich für sie betete und ihre Sterbebildchen in meiner Tasche mitführte. Alle waren mir in meinem Herzen gegenwärtig, ohne meine Melancholie zu vertiefen, aber mich zu trösten und mir Rat zu geben.

Einigen Trost erfuhr ich von Bruder Chmielowski, einem polnischen Malerheiligen und Teilnehmer des Aufstands von 1863. Ich rief seine Fürsprache an, weil ich in der Armee war, und er kam zu mir. Ich erinnere mich noch an seine Stimme, die mich ermutigte, in den Dienst Gottes zu treten. Er riet mir, zu gehen und Sein Soldat zu sein.

Deshalb entschloss ich mich, nach Tschenstochau zu gehen.

In jenem Jahr war während der Pilgerreise ein heftiger Regen und am 5. Tag waren wir gerade noch die Hälfte der 5000 Menschen, die in Plock aufgebrochen waren.

Erst nach der Wanderung dorthin kehrte ich zurück und gab all meine Soldatenkleidung in Lebork ab.

Es war gut, dort einen Besuch zu machen und ein paar offizielle Dokumente zu fühlen, denn die Polizei suchte mich als Deserteur.



F. Jaroslaw Wisniewski

(übers. aus dem Englischen: L. Nürnberger)