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Die Operation „Fatima“ (3)




Die Abenteuer der wandernden Madonnenfigur hatten ihre Fortsetzung in Kaukausien an dem Don Ende des Jahres 1996. In dem ersten Teil bereitete ich und die Missionärinnen der Heiligen Familie den Besuch vor. Für den Abschied sorgten die Salesianer, die Pfarrer aus Rostow ( aus der Stadt mit 1,5 Milionen Einwohnern ), aus Nowoczerkask und Szacht. Sie sollten die Madonnenfigur nach der Feier den Franziskanern aus Kalmucja geben. Und sie dem Vater Krzysztof Niemyjski aus Astrachan.

 

Der Priester Krzysztof wurden zu den schweigenden Zeugen dessen, was ich gleich beschreibe. Er soll sich im Himmel darüber freuen, dass die Leute seine Liebe zu Maria kennen lernen werden. Vielleicht werden sie ihn sogar nachahmen. Wie ich schon in „Niedziela“ im Text „Pięta Achillesa“ - ( am 20. Oktober 2003 ) geschrieben habe, hat er sein Talent, seine Barmherzigkeit und sein Vertrauen den Menschen gegenüber mit dem kurzen Leben gebüßt ................ aber darüber später.

 

 

Kaukasien

 

Es ist allgemein bekannt, dass Kaukasien die Ansammlung der Nationen und der

Kulturkreisen, insbesondere aus dem Nahen Osten ist. Hiermit möchte ich erklären, dass die Nationen aus Kaukasien viele arabische, türkische und jüdische Bräuche, zahlreiche Reliquien der persischen, antiken oder sogar römischen Kultur übernommen haben. Das sind die Gründe dafür, weshalb der Aufenthalt dort trotz des Krieges, der Armut und anderer Unbequemlichkeiten, zu denken gibt. Die Nationen aus Kaukasien sind den Türken ähnlich, obwohl die Armenier den indoeuropäischen Dialekt benutzen. Das Grusinisch hat keine Entsprechungen, obwohl es eine These gibt, dass es dem Albanischen und dem Balkanischen ähnlich ist. Die Kalmücken bedienen sich der altmongolischen Sprache und gehören zu der gelben Rasse. Es gibt hier also Christen, Muslime und den Bruchteil des Buddhismus. Dazu kann ich noch zugeben, dass Portugal und Spanien den ähnlichen klimatischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Wirrwarr haben.

 

In Kaukasien assoziert man den Vornamen Fatima merkwürdigerweise mit dem kaukasischen Zusammenhang. Ich habe viele tscherkessische und tatarische Mädchen mit diesem Namen getroffen. In einem Kirchengebäude in Taganrog, das wir kaufen wollten, wohnte eben eine Frau, die mit Interessen die kleine Madonnenfigur empfing als ob sie den Haushalt einer anderen Wirtin ( Maria ) mit demselben Vorfahren ( fatimisch ) geben wollte.

 

Also aus dem beschaulichen Kosakendorf bei dem Städtchen Ust-Labinsk an der Grenze an Adygeja an dem Fluß Kuban sollte die Madonnenfigur nach Kasnodar ( 1 Milion Einwohner ) fahren, wo sich früher zwei katholische Kirchen befanden haben. Und heutzutage musste man sich in dem Klub der nationalen Minderheit für die Messe versammeln. Glücklicherweise ist dorthin nach der langen Pause der Priester A. Morawski aus Kattowitz zurückgekommen, der hier die Seelsorge vor einigen Jahren organisiert hat. Dann wurde er aber verpflichtet, nach Moskau zu kommen, um das Seminar zu bauen. Zu dem Bau ist es aber nicht gekommen, deshalb ist er zurückgekehrt und sollte die Gottesmutter würdig willkommen.Er hat gerade die Madonnenfigur einem anderen Priester aus Schlesien Macwicz nach Piatigorsk überwiesen. Der Priester Marek besuchte regelmäßig Niewinnomysk und Stawropol. Sein nächster Nachbar war der Priester Bronisław, deshalb von her kam die Madonnenfigur nach Kabardino-Bałkaria und Osetia und dann nach Soczi. Und endlich zurück nach Rostow am Don. Das weiss ich schon bestimmt.

 

Soczi- eine Paradiesstadt an Adygea, die von Josef Stalin geschaffen worden ist, damit er und andere Promininenten das Leben in Kurorten an dem Schwarzen Meer genießen konnten. Dem Pfarren ist es gelungen, das Gebiet für die Kirche zu bekommen. Ein Haufen der Knochen. Das Gräberfeld des Pferdekadavers in der Nähe des Bahnhofs. Das hatte sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die kaukasischen Stämme sind noch mehr abergläubisch als die anderen russischen Volksstämme und niemand wollte dieses Gebiet kaufen. Und das ist doch das Stadtzentrum und die mühselig gebaute Kirche sieht heutzutage wunderschön aus. Die Madonnenfigur in der Begleitung der Priester aus Drohiczyn ( Bogdan Swerynik und Dariusz Jagodziński ) und in der Begleitung der Schwester Loretaner und der allgegewärtigen Armenier fühlte sich dort wohl, nicht schlechter als bei uns an dem Don. Daran zweifle ich gar nicht. Leider konnte ich das nicht persönlich beobachten, sondern kenne ich das nur aus den Erzählungen.

 

In diesem Jahr gab es in Soczi den Schneesturm und die Stadt blieb ohne Strom. Wir haben uns in der Nähe des Monuments „Taczanka Rostowczanka“ verabredet. Das war eine sehr sugestive Darstellung der Revolution aus „Der stille Don” von Michail Scholochow. Einige rasenden Pferde mit der losgelösten kleinen Kanone- das ist echt Kaukasien.

 

Wie still war der Don , davon soll die Stimmung dieser Tage zeugen. Die Schwester Loretaner sagten uns, dass damals die Baumzweigen wegen des dichten Schnees abgefallen sind. Als ob sie auf die Knie vor die Jungfrau Maria gefallen wären. Die russische Bevölkerung wusste gar nichts von der Pilgerfahrt. Das war unsere stille katholische Feier. Aber die Natur bemerkte es doch, indem sie jeden Tag der Pilgerfahrt beschönigte.

 

 

Nowoczerkassk

 

In die Hauptstadt der Kosaken fuhren wir an dem linken Donufer. Über dieses Stadtviertel gibt es viele Legenden und ein Lied des Barden Szufutinski, des Idols der Gafängnis-Schaffens. An dem linken Ufer herrrcht die Welt der Neurussen d.h. „nouveau riche`ow”. Und es ist wirklich unwichtig, ob jemand Armenier oder Tscherkesse, Asser oder Kalmücke oder Koreaner ist ................... Hat er viel „schmutziges Geld“ und lebt er verschwenderisch, dann nennt man ihn in dem hiesigen Jargon „Neurusse“. So kam die Madonnenfigur nach Kaukasien zurück. Durch die Hintertür. Ganz unbemerkt. In der Nacht, durch „das rostowische Babylon“. Hier beschmückten die Leute die Stadt ganz unbewusst, als ob sie sie begrüßt hätten. Das linke Ufer gilt vor allem im Sommer als ein Kurort für diejenigen, die am Don wohnen. Die Anzahl der Cafes und der Nachtklubs übertrifft hundertmal die Anzahl der Einwohner dieses Stadtviertels. Das Gebiet ist sumpfig, durch das Hochwasser gefährdet, aber es fehlen auch nicht seltsame Schlösser und die Bäume sind das ganze Jahr lang mit dem Weihnachtslämpchen geschmückt. Vielleicht bewirkten diese Herrlichkeiten, dass der Kondukt der Madonnenfigur, der jetzt aus vier Autos besteht, verfuhr und die Messe zwei Stunden später begann. Sie wurde in einer gerichtlich wiedergewonnenen Kirche in Nowoczerkassk zelebriert. Die Pfarrkinder hatten doch sehr gute Laune. Diese Kirche und diese Pfarrgemeinde hatte zum erten Mal seit den 60-er Jahren ihr eigenes Gebäude und den eigenen Pfarrer. Der letzte Pfarrer ist in dem Gebiet Zeralnoje in den Bergen von Ałtaj in den 40-er Jahren vor Hunger gestorben. Die Kirche hat man als den Turnsaal der sich in der Nähe liegenden Technischen Hochschule benutzt, dann hat es da die Tischlei gegeben. Ich habe diesen Ort mit Schwierigkeiten gefunden. Niemand hat in der Stadt vermutet, dass es ein Tempel war. Davon wussten nur Baptisten und im Juni 1993 haben sie mich dorhin geführt und im März 1994 hat dort, zum ersten Mal unter Tischlermaschinen und Sägespänen, der Erzbischof Kondrusiewicz gebetet. Als den Altar hat er eine Kreisäge benutzt.

 

Für das Ankommen der Madonnenfigur war alles frisch und duftend. Die Gesichter der Menschen waren wirklich begeistert. Trotz unserer Verspätung hörten alle gern zu und beteten gern. Es konnte nicht anders sein, weil es der Weihnachtsabend war, der Tag des Heiligen ....................., also der zweite Weihnachtstag. Es wurde in die späte Nacht hinein gebetet, es gab Essen und sogar die festlichen Kindervorstellung. Die Schwester Loretaner übernachteten bei den Missionärinnen in Batajsk, die Priester kamen nach Rostow in guter Laune zurück. Am nächsten Tag sollte die Gottesmutter die Armenier besuchen.

 

 

Szachty

 

Diese kleine Stadt ist das Kohlenrevier von Rostow. Früher war sie der Bestandteil von Donbas gewesen, das heutzutage in der Ukraine geblieben ist. Szachty-t nur ein Teil des industrialischen Imperiums ist in Russland geblieben. Das Schicksal der Bergleute ist wirklich schwer. Es bleibt ein Rätsel für mich, warum die katholischen Armenier gerade dieses Gebiet gewählt haben, um sich hier niederzulassen. Die tatsache ist nur, dass viele von ihnen hier wohnen.

 

Der Priester Jerzy Królak, der Salesianer aus Węgrów und damals der Pfarrer von Nowoczerkassk, ist eine wirklich unglaubliche Person. Als Kind hat er von seinen Eltern ein kleines Fahrrad bekommen und von den Fußgänger gefragt, wohin er fahre, sollte er antworten: „Nach Afrika“. Und tatsächlich verbrachte er in Zaire dreizehn Jahre. Russisch hat er fließend gesprochen, aber immer mit dem französischen Akzent. Er war sehr Herrn Wolodyjowski ähnlich. Er behandelte die Armenier wie der Vater seine kleinen Kinder. Obwohl er einmal von ihnen geflohen ist, weil er von dem Kampf um das Dasein völlig erschöpft war, glaube ich, dass er sie über alles liebte und sich nach ihnen sehr sehnte, weil er nach der Genesung zu ihnen zurückkam. Obwohl man ihn mit verschiedenen Arbeitsvorschlägen in Italien oder in Afrika anlockte. Seine Gesundheitsprobleme waren dermaßen groß, dass er sich einmal,wenn er Warschau besuchte, einer Operation unterziehen musste. Alles wegen einer nicht geheilten afrikanischen Krankheit. Wirklich eine unheimliche Person.

 

Er hatte gerade einen Niwa, den er wie ich aus demselben deutschen Fonds „Kirche im Not“ gekauft hat. Er nahm mich nach Szacht mit, weil er wusste, dass ich mich nach dem „franziskanischen Trübsinn“ von der Gottesmutter nicht trennen kann. Außerdem als der in Fatima umgeschulte Mensch galt ich als Spezialist für festliche Reden. Auch wegen des Äußeres und der Sprachkenntnisse wurde ich für den Pfarrer der Armenier gehalten. Wir packten die Madonnenfigur in das Futteral, das der Geige ähnlich war und fuhren zuerst nach Nowo-Azowka d.h. in das Stadtviertel, in dem man den Platz für die Kirche gegeben hat. Der Platz war groß und unbegrenzt. In dem Schnee suchten wir einen geiegneten Hügel, um dorthin die Madonnenfigur zu stellen und um ihr diesen Platz anzuvertrauen. Mit uns waren da zwei Pfarrkinder, jemand machte sogar Fotos zur Erinnerung an diese andrucksvolle Zeremonie. Auf diesen Platz wurde zwei Jahre später die Kapelle aus Rostow mitgebracht und ein Jahr danach ging sie zugrunde. Aber nicht wegen des Krieges. Vielleicht war das ein Beispiel für den Hooliganismus oder die Ohnmacht, aber gerade jetzt, wenn es schien, dass sich Russland verändert, gerade auf diese Weise behandelt man die Religion. Insbesondere die katholische. Nach einer Weile gingen wir in eine Privatwohnung, in der wir auf Russisch beteten und armenische Weihnachtslieder sangen. Wir hatten zu wenig Zeit, um richtig zu feiern. Am Abend sollte noch die Begrüßungzeremonie in Rostow am Don stattfinden, am 27. Dezember 1996.

 

 

Rostow am Don

 

Die Schwester Loretaner und die Priester aus Soczi waren nicht mehr mit uns. Aber es gab eine Gruppe von Fernsehjournalisten. Aus dem öffentlichen Fernsehen. Wie ich schon erwähnt habe, waren wir in Eile. Wieder fuhren wir an dem linken Ufer und der Verkehr war dermaßen gering, dass wir vorzeitig kamen. Der Priester Edward Mackiewicz, die andere legendäre Person, war so tief gerührt, dass er mit Bedauern weinte. Er hat nämlich geplant, dass wir festlich ankommen und alle Fernsehkameras diesen Moment aufnehmen. Der Priester Edward – mächtig, robust, „der litauenische Bär“ und der Priester Jerzy – eine feine Libelle aus Afrika. So unterschiedlich wie Laurel & Hardy . Es kam einfach zu einem Zusammenstoß. Ohne viel zusagen, stieg er schnell ins Auto ein und sagte zu mir einen andrucksvollen Fragment des Weihnachtliedes : „ Es gab keinen Platz für dich“. So gab es viele komische und tragikomische Momente in unserem Leben. Wir machten einen Rundgang durch die Stadt. Wir fuhren zwecklos aber wir segneten URBI ET ORBI. Inzwischen ist es dunkel geworden und es herrschte solche Art der Stimmung wie in Hollywood. Wir gingen eine lange Allee entlang zu einer Holzkapelle, wo eine kleine Gruppe von Pfarrkindern singend auf uns wartete. Die Stimme des Pfarrers zitterte und von seiner Rede waren sogar die Menschen aus dem Fernsehen beeindruckt. Ich muss noch daran erinnern, dass die Missionärinnen der Heiligen Familie so tüchtig wie Ameisen arbeiteten. Und dank ihnen war die Dekoration, die Musikbegleitung und die Inszenierung viel besser als vorher.

 

Ich vermute, dass an alles was ich beschreibe, können sich viele Menschen erinnern und alles bestätigen können. So wie in Batajsk, auch hier trafen sich die Figuren derselben Größe. Aber diesmal wurde zur Wirtin die aus dem Museum gegebene Figur „Salezjańska Wspomożycielka Wiernych” ( ohne eine Hand ). Und die Madonnenfigur sollte ihre Stelle vorübergehend annehmen.

 

 

Wołgodonsk

 

Am nächsten Tag, am 28. Dezember, kamen Schnee und Storm aus Soczi nach Rostow. Alle drei Priester aus der Gegend sollten in der Nacht nach Kałamucja fahren. Wegen des sich verschlechternden Wetters behauptete der Priester Edward, dass sein Auto für so verschneite Wege nicht geeignet sei. Und außerdem wäre es gut gewesen, wenn in der Wojewodschaft mindestens ein lebendiger Priester bleibe. Es klingt wie Schwarzhumor. Aber das war nicht die Wahrheit. Mit seinem Auto fuhr man leicht durch die Schneewehen. Aber der Widerwille gegen die Fahrt beduetete keine Angst vor dem Tod, sondern die Müdigkeit wegen der Vorbereitungen auf Weihnachten. Oder sogar seine kindliche Mukke, die der kleine Streit über das festliche Ankommen hervorgerugen hat. Dass die scherzhaften Worte des Priesters Edward in Erfüllung gehen können, schätzten wir erst richtig unterwegs ein. Genauer gesagt, mitten zwischen Rostow und Wołgodonsk riet uns die Miliz zurückzukehren. Wohin ? Wir haben die Hälfte des Wegs zurückgelegt. Für die Gottesmutter gibt es keinen Rückzug. Dreißig desperierte Fahrer bemühten sich wie Ameien die anderen aus den Schneewehen zu ziehen. Glücklicherweise gelang es solchen Fallen zu vermeiden. Aber kurz vor der Rast schlief der Priesrer Jerzy am Steuer ein und wir gerieten in den Graben.

 

Ich soll dem Gott danken, dass ich nach der Schulung in Fatima, die mir so viel Großherzigkeit und Motivierung gegeben hat, mit den Nerven nicht zusammenbrach.

 

Mit Hilfe Gottes auf der Rest waren wir um 3 Uhr in der Nacht. Wir schliefen drei Stunden und die Pfarrkinder wachten uns auf. Sie wollten sich vergewissern, ob wir übernachtet haben und dass wir leben. Sie sollten auch statt der versprochenen Messe den Rosenkranz anbeten. Dafür gab es schon keine Kraft mehr.

 

 

Elista

 

Das Wetter war dermaßen schlecht, dass wir binnen 150 km niemandem begegneten. Es gab da weniger Schnee, weil ihn der Steppenwind abgeweht hat und auf der frostigen Straßendecke kamen wir ins Schleudern. Auf halbem Wege wiederholte sich das Szenario aus dem gestrigen Tag. Wir stoßen auf die Verkehrsstottung, in der viele Fahrer festsaßen. Da halfen uns die Brüder aus Tschetschenien. So stellte sie sich uns vor, als wir ihnen zu danken begannen. Tatsächlich hatte die Gottesmutter damals viele Abenteuer.

 

In der Pfarrgemeinde wartete niemand auf uns. Erstens: der Pfarrer, der zu Weihnachten weggefahren war, konnte wegen des schlechten Wetters nicht zurückkehren. Zweitens: die Priester wussten aus dem Fernsehen und aus den Radio, dass die Wege versperrt sind und dass niemand sie benutzen kann. Als sie aber meinen Appell hörten, dass wir uns versammeln wollen, kamen sie mit Freude. Das war die dreifache Freude. Die Freude darüber, dass wir leben, dass wir die Madonnenfigur bei sich haben und dass die Pfarrkinder endlich ihren alten Pfarrer sehen, der ihnen vor einem Jahr die Pilgerfahr nach Polen organisiert hat.

 

 

Astrachan

 

Inzwischen geriet der Priester Jerzy in die Lethargie. Die Reise nach Rostow, 500 km, für russische Verhältnisse – ganz wenig. Aber sie nahm uns den ganzen Tag und genauso viel brauchten wir um den Stress abzubauen und um wieder zu Kräften zu kommen. Inzwischen gab es keine Anrufe aus Astrachan: das war der nächste Ort der Pilgerfahrt. Der Silversterabend näherte sich und an diesem Abend sollten wir genau an der Grenze zwischen Russland und Kasachstan sein. Das große Glück und die Ehre für die hiesigen Katholiken könnte durch das schlechte Wetter zerstört werden.

 

Da ich viele Bekannte in Elista hatte, rief ich alle möglichen Personen an, um das Schlafen der Kollegen nicht zu unterbrechen. Ich war wirklich nicht im Stande das Auto selbst zu fahren. Das war nicht mein Auto. Außerdem mein eigenes habe ich vor drei Wochen in einem Autounfall völlig zerstört............... Ambulanz, Feurewehr, Miliz und sogar Militär.......... Alle sagten leider ab ! Unterwegs nach Wołgograd erfroren in dieser Nacht 4 Menchen zu Tode. Das war ein starkes Argument, deren die abgesagt haben. Das nächste Argument – das Neujahr....... Wer in Russland nicht wohnte, begreift nicht wie heilig dieses Fest ist. Alle feiern. Ihre Gefräßigkeit und ihre Trinkgelage büßen sie sogar manchmal mit dem Tode.

 

Die Pfarrkinder fanden aber einen Kamikaze. Er versprach, dass er 300 km nach Astrachan für 400 $ durchfahre. In Russland ist das eine ungeheuer große Summe. In derselben Zeit konnte man nach Astrachan mit dem Bus für 1 $ fahren.............. Falls nur irgendwelcher gefahren wäre.

 

Wenn wieder der Pfarrer aus Astrachan anrief, der stille Held meiner Erzählung, fragte er, ob ich die Madonnenfigur mitbringe. Ich fragte ihn, ob er ausreichend viel Geld dafür habe. Und ob er das Geld in diese Reise investieren wolle. Seine Antwort lautete:

 

FÜR DIE GOTTESMUTTER FINDE ICH IMMER GELD !

 

 

Memento

 

FÜR DIE GOTTESMUTTER FINDE ICH IMMER GELD !

 

Diese Worte charackterisieren am besten den Priester, der 1999 umgebracht wurde. Auch zu Weihnachten. Ich erinnere nur daran, dass genauso gastfreundlich wie er die Madonnenfigur empfangen hat, hat er eine psychisch schwankende Frau zu sich genommen. Sie gab sich für einen obdachlosen Flüchtling aus Kasachstan an. Sie hieß Rosa. Er hat sie zu sich genommen und wurde von ihr tödlich vergiftet. Man vermutet, dass diese Frau einen Dienstauftrag ausführte und dass się gar nicht so dumm war, wie die Ärzte sagten. Er war erst 40 Jahe alt. Und er hatte noch sein ganzes Priesterleben vor sich. Wenn jemand sagt, dass ich und der Priester Jerzy auch viel riskieren, dann sage ich, dass die Worte und seine innere Haltung die Angst überwinden und die nächste Leistung für die Gottesmutter inspirieren. Wir sollen Ihr für alles danken.

 

Ks. Jaroslaw Wisniewski

übersetzung - Magda Kolodynska